Der Fachzeitschriften-Verlag Motorpresse Stuttgart wird 2002 nach einem schwierigen Vorjahr nach Angaben von Geschäftsführer Christian Delbrück wieder «tiefschwarze» Zahlen schreiben. «Angesichts der extrem schlechten Rahmenbedingungen ist die Umsatzrendite durchaus zufrieden stellend», sagte Delbrück am Mittwoch in Stuttgart. Einzelheiten nannte er nicht. Den Vorjahresumsatz von 365 Mio. Euro werde die Gruppe 2002 aber nicht wieder erreichen. Die Motorpresse (u.a. «auto motor und sport», «Men`s Health» etc.) erlebte schwere Zeiten, als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass der Auflagenkontrollinstanz IVW für zahlreiche Publikationen massiv gefälschte Auflagezahlen gemeldet worden waren. Die IVW-Auflagezahlen sind für die Anzeigenpreise wichtig. Der vorsorgliche Austritt aus der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) war die Folge. Ausserdem erhielten Anzeigenkunden Kulanzzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe, die laut Delbrück eine grosse Belastung für die Verlagsgruppe darstellen. Nun rechnet der Geschäftsführer damit, dass die Motorpresse im vierten Quartal wieder in die IVW aufgenommen wird. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in der IVW-Affäre seien eingestellt worden.
Delbrück, früher Vorstand beim Hamburger Axel Springer Verlag, hat seit November 2001 mit einer neuen Mannschaft und einem Stellenabbau von 11% die Verlagsgruppe wieder auf Kurs gebracht. Nun wolle man sich wieder auf den Kernbereich Auto und Motorrad konzentrieren, stark investieren und sehe dort in der Zukunft grosse Entwicklungschancen. Das Flaggschiff «auto motor und sport» (Auflage 455 000) werde im Oktober moderat verändert auf den Markt kommen. Die Motorpresse hat im Inland 832 und im Ausland 870 Mitarbeiter. Sie publiziert in 28 Ländern rund 200 Spezialzeitschriften. Gesellschafter sind die Familien Pietsch (16,6%) und Troeltsch (22,5%), der Hamburger Verlag Gruner + Jahr (16,6%) und der Würzburger Vogel-Verlag mit 44,3%.
Mittwoch
18.09.2002