Die Schweizer Druckbranche ist wegen des Strukturwandels schon gebeutelt genug, ohne dass zusätzlich Aufträge ins Ausland abwandern. Aber genau das ist der Fall.
So lassen etwa die SBB ihr Magazin «via» in Deutschland drucken. Und Coop lässt ihr Biermagazin «Hopfen & Malz» ebenfalls im Ausland drucken. Sicher gibt es noch zahlreiche weitere Druck-Erzeugnisse mit höherer Auflage, die jenseits der Schweizer Grenze Druckerpressen durchlaufen.
Diesem Treiben will der Branchenverband Viscom seit Jahren Paroli bieten. Zu diesem Zweck wurde die Lobbying-Kampagne «printed in Switzerland» ins Leben gerufen, die mit der Motion Müri bereits bis unter die Bundeshauskuppel ihren Einfluss zu entfalten trachtet.
Das jüngste Beispiel der «printed in Switzerland»-Kampagne wurde nun in der Verbands-Newsletter publik gemacht. Da hiess es im Wortlaut:
«Coop: Hopfen und Malz verloren? Coop lässt sein Biermagazin im Ausland drucken. Viscom findet das keine gute Idee. Aber, aber, lieber Coop: Bier und Cervelat sind zwei Dinge, bei denen Schweizer keinen Spass verstehen. Vor diesem Hintergrund mutet es merkwürdig an, dass Coop sein Biermagazin ‚Hopfen & Malz‘ im Ausland drucken lässt. Viscom möchte wissen, warum, und empfiehlt in einem Brief gleichzeitig die vielseitigen Möglichkeiten der grafischen Industrie der Schweiz.»
Verbandspräsident Thomas Gsponer wandte sich in dieser Angelegenheit zusätzlich mit einem persönlichen Brief an Joos Sutter, Vorsitzender der Coop-Geschäftsleitung. Darin postulierte Gsponer unter anderem: «Wir stellen fest, dass Coop erfolgreich auf dem Schweizer Markt tätig ist. Das Biermagazin ‚Hopfen & Malz‘ hat Coop in Deutschland herstellen lassen. Wir bedauern dies. Als Anwalt einer leistungsfähigen Industrie möchten wir die unternehmerischen Beweggründe Ihrer Genossenschaft zur Produktion im Ausland erfahren.»
Der Klein Report wollte nun seinerseits vom Verband Viscom erfahren, ob und wie sich die Aktion «printed in Switzerland» eigentlich, generell und spezifisch im Falle Coop, auswirkt und wandte sich dazu Ende August mit mehreren Fragen an den Verbandskommunikator Paul Fischer.
Die Antwort Fischers seitens Viscom, tags darauf am 1. September, lautete lapidar: «Soeben Feedback von Herrn Gsponer bekommen: Bevor er sich äussert, möchte er noch zuerst die Antwort von Coop. Sobald die da ist, wird er sich melden.» Weder wurde auf den Sachverhalt Coop, noch auf die anderen Fragen genereller Art eingegangen.
Vom Verband Viscom mit seinem Verbandsblatt «swiss print + communication» wäre eine etwas ausführlichere Kommunikation zu erwarten gewesen.