Der letzte grosse Event war die Berlinale. Die Filmfestspiele konnten im Februar ihre Bären gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown verleihen. Seither mussten die grossen Filmfestivals von Cannes, Hong Kong, Lissabon oder soeben Locarno virtuell über die Leinwand gehen.
Vom 2. bis 12. September will Venedig jetzt den roten Teppich wieder in der realen Welt ausrollen. 800 Professionals sind angemeldet. Das Programm wurde allerdings merklich abgespeckt.
Es gibt auch keinen Platz für die Fans, die den Stars zujubeln könnten. Auf dem gesamten Festivalgelände herrscht Maskenpflicht, im Kino auch während der Vorführung. Die Säle werden nur halb besetzt, Wiederholungen fürs Publikum sind ganz gestrichen.
Trotzdem will das 1932 gegründete und damit älteste Filmfestival der Welt ein Zeichen setzen. Für die Opening Night hat Festivaldirektor Alberto Barbera acht Kolleginnen und Kollegen von anderen Festivals eingeladen. Sie werden jeweils einen Teil aus einem gemeinsamen Plädoyer für die Bedeutung der Kinokultur vorlesen. Darunter auch Lili Hinstin für Locarno, Thierry Fremaux für Cannes, Vanja Kaludjercic aus Rotterdam, José Luis Rebordinos für San Sebastian.
Im hybriden Festival werden viele Hollywood-Stars nur auf der Leinwand, nicht aber auf dem Teppich zu sehen sein. Viele trauen sich noch nicht, andere, wie das rumänische Jurymitglied Cristi Puiu, dürfen nicht ausreisen.
Bei den Filmen werden die Blockbuster aus den USA fehlen, weil diese noch nicht fertiggestellt sind. Dieser Wegfall macht es möglich, dass gleich 8 von 18 Filmen von Regisseurinnen im Wettbewerb stehen. Die Jury wird präsidiert von Cate Blanchett.
Die Anreise wagen ansonsten Stars wie Oliver Stone, Pedro Almodóvar oder Tilda Swinton. Diese bekommt den Ehrenlöwen fürs Lebenswerk.
Eröffnet wird das Festival mangels US-Präsenz seit Jahren wieder einmal mit einem italienischen Film, «Lacci» von Daniele Luchetti mit Luigi Lo Cascio und Alba Rohrwacher.
Ähnlich wie schon bei den Salzburger Festspielen dürfte nun die ganze Kulturbranche sehr aufmerksam nach Venedig blicken, um zu studieren, ob und wie das Konzept funktioniert. Zeigen muss sich aber auch, ob solche Grossveranstaltungen in Zeiten von Corona überhaupt Sinn und Lust machen.
Hauptsponsor des Festivals von Venedig ist Mastercard. Da ein Sponsor natürlich Öffentlichkeit braucht, will das Unternehmen mit einer virtuellen Gesprächsreihe das grosse Publikum erreichen.
Die Unterhaltungen rund um die Kraft des Kinos mit Demi Moore, Wim Wenders, Gia Coppola und Penélope Cruz werden auf labiennale.org zu sehen sein.