Magazine, Sandwiches, Zeitungen, Energy-Drinks, Schokokalde und Zigaretten genügen Valora schon lange nicht mehr: Auch die Schweizer Kioskbetreiberin sucht ständig nach neuen lukrativen Betätigungsfeldern und ist laut «NZZ am Sonntag» nun auch fündig geworden.
Das unbestellte Feld der Bonitätsprüfungen will Valora in der Schweiz bewirtschaften, wie Journalist Ueli Kneubühler schreibt. Im Sommer lancierte Valora in Kooperation mit der Wirtschaftsdatenplattform Crif den Dienst Scoreme. Die Parterunternehmen sind unter anderem die Immobilienverwalterin Wincasa und das Suchportal Immoscout 24.
Auf Scoreme können Nutzer kostenlos und schnell ihre Bonität prüfen lassen. Über den Eintrag bei Crif und bei guter Bonität könne bei mehr als 1000 Online-Shops auf Rechnung eingekauft werden. Wer bezahlt, bekommt ferner ein Bonitätszertifikat. Dieses wird nach eigenen Angaben vor allem für den Antrag von Hypothekarkrediten benutzt.
Auch wenn das Angebot der Valora-Tochter auf den ersten Blick unverfänglich erscheint, so hat die Kioskbetreiberin vor allem eins im Sinn: Informationen über ihre Kunden sammeln.
Valora hat täglich weit mehr als eine Million Kundenkontakte. Trotzdem kennt die Kioskbetreiberin ihre Kunden kaum. Clevere Kundenbindungsmassnahmen und elektronische Dienstleistungen werden künftig erheblich an Bedeutung gewinnen, schreibt Valora-Präsident Rolando Benedick im jüngsten Geschäftsbericht.
Bremsen könnte diese Entwicklung die Revision des Datenschutzgesetzes. Der Bundesrat wird die Vernehmlassung voraussichtlich noch in diesem Jahr eröffnen. Es sieht vor, die Informationspflicht auszuweiten, das Auskunftsrecht auszubauen und die Rechte der Betroffenen klarer festzulegen.
Scoreme begrüsse die geplanten Änderungen zwar, da sie zu mehr Transparenz in der Datenbearbeitung führten, sagt Hilmar Scheel, der bei der Kioskbetreiberin das «Valora Lab» leitet.
Scheel: «Der administrative Aufwand für uns und die Kunden wird möglicherweise zunehmen, da wird uns darauf einstellen müssen, zum Beispiel mehr Datenschutzerklärungen zu lancieren», so die «NZZ am Sonntag» abschliessend.