Im Streit zwischen dem Verwaltungsrat des Mischkonzerns Valora (u.a. Kiosk AG) und dem kürzlich Knall auf Fall entlassenen CEO Reto Hartmann sind am Donnerstag erstmals Details des Entlassungsgrunds bekannt geworden. Bisher hatte VR-Präsident Peter Küpfer lediglich von «gravierenden Kompetenzüberschreitungen» gesprochen. Vor dem Gericht Bern-Laupen sagte er jetzt, Hartmann habe ohne Wissen des VR mit der brasilianischen Investorengruppe GPI eine Firmenübernahme unter Beteiligung des Managements vorbereitet. Dabei sei Hartmann so weit gegangen, dass er im Namen der Valora mit GPI ein Stillhalteabkommen unterzeichnet habe und bereits Verhandlungen über ein «Memorandum of Understanding» im Gange gewesen seien.
«Hartmann hat dem Verwaltungsrat wichtige Angaben bewusst vorenthalten und ihn mittels falscher Angaben irregeführt», sagte Küpfer weiter. Er habe unter anderem vertrauliche Informationen über den Businessplan bis 2007 preisgegeben. In den Übernahme-Coup involviert waren neben den Konzernleitern - die laut Küpfer von Hartmann zur Aktenvernichtung aufgefordert worden waren - auch Juristen sowie Berater von Ernst&Young. Die Berater hätten ein Bewertungsgutachten auf einen Preis von 320 bis 350 Franken je Aktie erstellt, der sich mit den Vorstellungen von GPI-Investor Jorge Paulo Lemann deckte.
Das Gericht qualifizierte den Vorwurf der Kompetenzüberschreitung als wahr. Wörtlich heisst es im Urteil: «Die Äusserungen, die der Gesuchsteller (Hartmann) der Gesuchsgegnerin (VR) verbieten lassen will, sind somit wahr und damit grundsätzlich nicht persönlichkeitsverletzend...». Mehr dazu: Valora-Chef Hartmann entlassen
Donnerstag
26.06.2003