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Montag
28.07.2003

Der US-Regierung gefällt die neue Pressefreiheit im Irak offenbar nicht. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz kritisierte die beiden arabischen TV-Sender El Dschasira und El Arabija wegen «falscher und für unsere Truppen gefährliche Berichterstattung». Ihre Meldungen und Berichte schürten den Hass auf die US-Soldaten im Irak, erklärte er. So stiess ihm offenbar sauer auf, dass auf El Dschasira ein Iraker erklärten durfte: «Die amerikanischen Soldaten haben einfach wild in der Gegend herumgeschossen.» Und bei El Arabija wird der ehemalige irakische Informationsminister, Mohammed Sajjid el Sahhaf, höflich zu seinen Kriegserlebnissen befragt. Am Ende des Interviews klopfen sich Reporter und Ex-Minister gegenseitig freundschaftlich auf die Schulter.

«Diese Medien tragen eine Verantwortung, dies ist kein Spiel, ... wir können das nicht akzeptieren», meinte Wolfowitz. Mitverantwortlich seien auch die Regierungen der Länder, in denen die Medien ihren Sitz hätten. Man habe inzwischen mit der Regierung von Katar, dem Sitz von El Dschasira, gesprochen. «Die Antworten waren nicht zufriedenstellend», sagte Wolfowitz. Dass die Beziehung Washingtons zu El Dschasira extrem schlecht ist, überrascht nicht. Mit Live-Berichten aus dem Krieg in Afghanistan und grausigen Bildern vom amerikanisch-britischen Angriff auf Irak hat der vom katarischen Herrscherhaus gegründete Sender bereits mehrfach den Ärger Washingtons auf sich gezogen.

Doch ernsthafte politische Konsequenzen können die Amerikaner dem Golfstaat kaum androhen. Schliesslich hat sich Katar neben Kuwait im Irak-Krieg so kooperativ gezeigt, wie kein anderes Land der Region. Was die Angelegenheit weiter verkompliziert ist die Tatsache, dass die Regierung von US-Präsident George W. Bush gerade El Dschasira und El Arabija wegen ihrer hohen Einschaltquoten gerne nutzt, um den arabischen Zuschauern die eigene Sicht der Welt zu präsentieren. Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice liess sich von El Dschasira ebenso interviewen wie Aussenminister Colin Powell.

Für viele arabische Medienbeobachter ist die Kritik der Amerikaner nichts weiter als ein Versuch, eine neutrale Berichterstattung über die Lage im Irak zu verhindern. «Wir teilen die Meinung von Herrn Wolfowitz keineswegs», sagt etwa Hosam Zakki, Chef des Pressebüros der Arabischen Liga in Kairo. «Im Gegenteil: Die arabischen Satelliten-Kanäle geben sich alle Mühe, objektiv aus dem Irak zu berichten», fügt er hinzu. Es sei unmöglich, von arabischen Reportern zu verlangen, «die Besatzungs-Situation und die fehlende Sicherheit im Irak positiv darzustellen». Sicher schiesse der eine oder andere Reporter gelegentlich ein wenig über das Ziel hinaus, aber schliesslich sei auch die Berichterstattung der US-Sender nicht immer fehlerfrei.