Die USA wollen im Irak-Krieg nicht nur militärisch, sondern auch medienmässig das Heft fest in der Hand haben. Mit Beginn des Krieges wurde nun die gemäss Experten «ausgefeilteste Kommunikationsstrategie, die jemals einen Krieg begleitet hat» gestartet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Medien aus den «richtigen» Quellen schöpfen. Oder, wie ein Washingtoner Regierungsbeamter es formuliert: Die Medien sollen in die Lage versetzt werden, «die Wahrheit zu verbreiten». Vorgesehen ist, die Medien praktisch nonstop, rund um die Uhr und rund um den Globus, aus amerikanischer Hand mit Nachrichten über den Krieg zu füttern. Von Hintergrund-Gesprächen für ausgewählte Medienvertreter bis hin zu Spezialinterviews für arabische Journalisten: Nichts soll dem Zufall überlassen werden.
Die USA ziehen damit die Konsequenzen aus dem Afghanistan-Feldzug. Damals liefen die USA anfänglich Gefahr, den «Propagandakrieg» gegen die Taliban zu verlieren. Regelmässig berichteten zur morgendlichen US-Nachrichtenzeit Sprecher der Gegenseite über angebliche «Gräueltaten der amerikanischen Aggression» an Zivilisten - Meldungen, die wegen der Zeitverschiebung lange Zeit unwidersprochen blieben. Inzwischen gibt es im Weissen Haus als feste Einrichtung das Office of Global Information (Amt für globale Information), das im Umgang mit den Medien die Federführung hat.
Pressekonferenzen des US-Zentralkommandos sind jeweils am Nachmittag (Ortszeit) in Katar geplant. Das wäre früh genug für die Mittagnachrichten in den USA. Am Nachmittag US-Zeit wiederum soll das Pentagon informieren und damit auch TV- und Radiospätsendungen in Europa speisen. US-Regierungsbeamte sind speziell für Gespräche mit arabischen Journalisten geschult worden. Hochrangige Regierungsvertreter wie Condoleezza Rice halten sich für Interviews mit ausgewählten Medien bereit. Das Amt für globale Kommunikation wird ausserdem jede Nacht per E-Mail die US- Botschaften weltweit mit Hinweisen versorgen, was wozu gesagt werden sollte und was nicht. Dieser Spickzettel werde sehr hilfreich sein, sagt ein Regierungsbeamter. «Er passt in die Hosentasche.»
Donnerstag
20.03.2003