Von Dienstag bis Samstag wartete das Publikum in den USA immer gespannter vor dem Bildschirm, bis der neue «President elect» Joe Biden endlich verkündet werden konnte.
Das erforderte einiges an kreativen Einfällen für die Moderatoren, die über 100 Stunden nonstop mit Neuem unterhalten mussten.
Als das Rechnen mit den Stimmen immer noch nicht fertig war, gab es in der Nacht auf Samstag als Ersatz deshalb die grosse Abrechnung zwischen den führenden TV-Stationen. CNN Business hat dabei zu einer umfassenden Medienschelte gegen Fox News aus dem Portfolio von Rupert Murdoch angesetzt. Im Zentrum der Streitigkeiten stand das vorschnelle Ausrufen seines Siegs von Donald Trump. Und wie Fox News den präsidialen Bluff übernommen hat. Indem es zum Beispiel eine Weisung gab, dass in Zusammenhang mit Biden der Begriff «President elect» zu jeder Zeit verboten war.
In der hämisch bis aggressiv inszenierten Sendung in der amerikanischen Nacht auf Samstag wurden Fox-Moderatoren in das Studio von CNN Business zugeschaltet und mussten sich live den Fragen ihrer Kollegen stellen. Der Tenor der Vorwürfe: Fox untergräbt das Vertrauen in die Demokratie.
Dazu präsentierte CNN Business zum Beispiel ein Statement von Rudolph Giuliani, in welchem der Trump-Anwalt behaupten konnte: «Ich habe keine Idee, woher die Stimmen kommen», ohne von Fox-Journalisten jemals hinterfragt zu werden.
Gelegentlich eskalierte die Medien-Analyse mit Schreien und Unterbrechen der Rede zu einem veritablen Kampf, so wie früher «Roger gegen Roger» auf Radio 1 in seinen wildesten Zeiten. Im der viel weitreichenderen Version im US-TV tönte es nun ähnlich zwischen dem moderaten Piers Morgan bei CNN gegen eine offensichtlich verlogene Harmeet Dhillon bei Fox News.
Eingespielt wurde auch ein Statement von Elisabeth Warren. Die Senatorin der Demokraten für Massachusetts hat Fox News vorgeworfen, der Sender würde bewusst mit demagogischen Aussagen sein Publikum suchen nach dem Motto: «Hate for profit.» Denn solche actiongeladene Sendungen generieren ein grosses Publikum – und damit viele Werbegelder.
CNN versuchte mit Archivaufnahmen zu zeigen, dass Trump schon immer eine Vorliebe für Fake News pflegte. In einem Interview vom 29. März 1990 zum Thema Lügen sagte der noch junge Trump: «Good news are not very interesting.» Dann ist er vor laufender Kamera davongelaufen.
Eine andere Recherche von CNN brachte zutage, dass Ivanka Trump und Jared Kushner gegen die Betreiber der Billboards am Times Square in New York Klage eingereicht haben, weil eine Leuchtschrift die genauen Zahlen über Corona-Tote in den USA zeigte.
Zerpflückt wurde auch die Berichterstattung von Fox News zu verschiedenen Verschwörungstheorien. Zum Beispiel, dass das FBI Hillary Clinton bei der Wahl geholfen habe. Abgeleitete Behauptung von Fox: «Wenn die 2016 betrogen haben, wieso nicht auch 2020?»
Am heftigsten zerpflückt wurde Maria Bartiromo von «Mornings with Maria» bei Fox News. Die Moderatorin interviewt regelmässig die wichtigsten Industrie-Tycoons und Ökonomie-Experten. CNN konnte an mehreren Beispielen beweisen, wie Maria auf raffinierte Weise mit Suggestivfragen und verkürzten Zitaten bei ihren Interviewpartnern genau die Antworten provozieren kann, welche diese unter normalen Umständen gar nie hätten sagen wollen.
Am wertvollsten bei der höchst erregten Medienschelte war schliesslich ein Erklärvideo. Darin hat CNN aufgezeigt, mit welchen Testfragen und Kriterien die Zuschauer Fake News auch selber am besten entlarven können.