Der Schweizer Journalist Fritz Spring ist nach Montevideo ausgewandert. Nachdem Ringier per Ende 2012 sämtliche TV-Formate von Presse TV eingestellt hatte, sah der ehemalige Leiter dieses Bereichs den Zeitpunkt gekommen, seinen Auswanderungswunsch wahr zu machen. Der Klein Report hat sich mit ihm über seine Tätigkeit als freier Journalist in Südamerika, über Marketingkonzepte von uruguayischen Zeitungen und das örtliche Fernsehen unterhalten.
«Es sollte ein spannendes Land sein, in der südlichen Hemisphäre und am Meer gelegen», beschreibt Spring die Kriterien, nach denen er seine Wahlheimat Uruguay ausgewählt hat. «Es ist klein aber fein, politisch stabil, verfügt über ein vielfältiges Kulturangebot, besitzt kilometerlange herrliche Strände und viel Sonne», versucht er den Klein Report neidisch zu machen.
Spring war von 2010 bis 2012 Leiter Presse TV und Chefredaktor Cash TV bei Ringier gewesen. Davor arbeitete er beim Schweizer Fernsehen SRF für das Kulturmagazin «next» und als Chef vom Dienst für die Nachrichtensendung «10vor10». Seit seiner Auswanderung nach Südamerika ist er als freier Journalist tätig.
«Ich arbeite hauptsächlich für die Fernsehsendung `NZZ Format`. Dafür habe ich in Brasilien bereits eine Dokumentation über die Fussballausbildung von Jugendlichen beim FC Santos gemacht. Dieser Club ist eine Kaderschmiede, wo schon Pelé und Neymar kickten. Für die Realisierung weiterer Beiträge stelle ich nun Produktionsteams in Uruguay, Argentinien und Chile zusammen, die den europäischen Qualitätsansprüchen entsprechen.»
Diese Ansprüche werden laut dem TV-Journalisten im uruguayischen Fernsehen leider nicht immer erfüllt: «Bei tagesaktuellen Fernsehsendungen fallen mir die schlechte Umsetzung von Geschichten und Themen auf. Da wird ein sich ständig wiederholender Bildteppich gelegt, der so lange läuft, bis der Text zu Ende gesprochen ist.»
Auch sonst gibt Spring dem Journalismus in Uruguay keine guten Noten. Grosse Rechercheleistungen fänden sich nur vereinzelt. Besonders heftig sei es im aktuellen Parlamentswahlkampf, wo gegen die herrschende Partei gewettert werde. «Interessant ist jedoch das Marketingkonzept meiner Lokalzeitung `El Pais`. Als Abonnent bin ich `Socio`, also Mitglied, und besitze eine Memberkarte, mit der ich Vergünstigungen in Restaurants und in Geschäften erhalte.»
In dem Land, das zwischen Brasilien und Argentinien liegt, gebe es viele Themen, die auch die Schweizer interessieren könnten, findet Fritz Spring. «Die Umsetzung der Marihuana-Legalisierung steht bevor und es gibt auch immer wieder Geschichten mit Schweizer Bezug aus Nuevo Helvetia. Dort leben Schweizer in der dritten Generation, die heute in der Landwirtschaft und bei der Käseproduktion eine gewichtige Rolle spielen.»
Spring reist für seine Recherchen gerne auch in Südamerika herum. Uruguay sei dafür strategisch gut gelegen, meint der Wahl-Uruguayer. Dort treffe er auf Themen wie der Weinbau in Argentinien, die Rinderzucht in Paraguay oder die Guarani-Indianer in Brasilien. Südamerika sei aber schon aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung interessant. «Immerhin hat gerade ein Brasilianer die Banca della Svizzera Italiana gekauft.»