Die Rügen des Deutschen Presserats bei Verstössen gegen den Pressekodex sind einigen Chefredaktoren zu realitätsfern. Sie verlangen deshalb, die Beurteilung journalistischer Fehltritte stärker an die Anforderungen des heutigen Zeitungsjournalismus anzupassen. Damit das klappt, wollen sie selbst im Presserat vertreten sein. Das Gremium steht dem Anliegen offen gegenüber. Noch in diesem Jahr soll eine Möglichkeit gefunden werden, die Herren der Schlagzeilen stärker einzubinden, kündigte Presserat-Geschäftsführer Lutz Tillmanns am Donnerstag an.
Stein des Anstosses war für Reklamation der Chefredaktoren war die Ergänzung im deutschen Pressekodex zu «Niemand darf wegen seines Geschlechts oder seiner Zugehörigkeit zu einer rassischen, ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden», in der die Erwähnung einer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit eines Verdächtigen nur dann erlaubt sei, wenn dies für den Sachverhalt des Berichts wirklich notwendig sei. Wolfgang Mauersberg von der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» dazu: «Wenn ich die Nationalität eines Verdächtigen nicht schreibe, beschweren sich die Leser.» Das habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit wahrhaftiger Berichterstattung.
Donnerstag
03.07.2003