Die rechtliche Auseinandersetzung zwischen dem langjährigen Fifa-Schiedsrichter und TV-Experten Urs Meier und dem ZDF, bei dem es sich nach Meiers Angaben um entgangene Honorare von 40'000 Euro handelt, geht in die nächste Runde.
Ein Urteil ist nicht vor dem Frühling 2023 zu erwarten, weil bis dann mehrere Zeugen von beiden Seiten zur Sache einvernommen werden, wie das Landgericht Mainz dem Klein Report ausrichten liess.
Es hört sich wie ein schmutziger Rosenkrieg an: Urs Meier, Ex-Fifa-Schiedsrichter und TV-Experte, fühlt sich vom ZDF, seinem langjährigen Auftraggeber, hintergangen.
Grund ist die Tatsache, dass Meier für die Fussball-Europameisterschaften 2020 einen nach seinen Angaben mündlichen und für ihn verbindlichen Auftrag besass. Da Corona allen Veranstaltungen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wurde die EM ein Jahr später ausgetragen und das ZDF hatte Meier kurzerhand mit dem ehemaligen deutschen Fifa-Referee Manuel Gräfe ersetzt.
Meier zeigte sich vom Vorgehen seinen langjährigen Sparringpartners dermassen verletzt, dass er auf die Einhaltung eines mündlich abgeschlossenen Vertrags pochte und deshalb auf einen Schadenersatz in der Höhe von rund 40'000 Euro klagte. Das ZDF hingegen vertritt den Standpunkt, dass gar kein Vertrag über eine Zusammenarbeit existiert.
Eine aussergerichtliche Einigung konnte zwischen den beiden Parteien nicht erreichen werden, und so traf man sich Mitte April vor dem Landgericht Mainz. Mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gab.
Ein zweiter Termin erfolgte Mitte Juli, doch auch der brachte wenig Substanzielles, wie das Landgericht Mainz auf eine Anfrage des Klein Reports schrieb. «Heute fand ein sogenannter Verkündungstermin statt, hierbei handelt es sich nicht um einen ‚echten‘ Verhandlungstermin», antwortet Lisa Kettering, Richterin und Pressesprecherin am Landgericht Mainz. «Hierin wird lediglich eine Entscheidung des Richters verkündet. Hierbei muss es sich allerdings nicht um eine Endentscheidung, wie zum Beispiel ein Urteil, handeln. Vielmehr können zum Beispiel auch Hinweisbeschlüsse oder Beweisbeschlüsse verkündet werden», so Kettering abschliessend.
Die rechtliche Auseinandersetzung zwischen Urs Meier und dem ZDF geht also weiter. Und zieht sich sogar bis ins nächste Jahr hinein, wie Kettering auf eine weitere Anfrage des Klein Reports bestätigt. «In dem Verkündungstermin erging ein Beweisbeschluss zur Vernehmung weiterer Zeugen. Neuer Termin hierfür wurde auf den 08.02.2023 bestimmt.»
Die nervenaufreibende Warterei geht also für beide Seiten weiter, und der Laie fragt sich unweigerlich, wie man Zeugen eines mündlich vereinbarten Vertrags finden soll? Bei einer mündlichen Vereinbarung sind ja meistens keine Anwälte zugegen, und so steht immer noch Aussage gegen Aussage, wenn sowohl Meier als auch das ZDF keine möglichen Zeugen aus dem Hut zaubern können.
Der 62-Jährige stand bei sieben WM- und EM-Endrunden dem deutschen TV-Sender als Experte zur Verfügung. Über seine fachliche Kompetenz gab es nie einen Zweifel, doch seine humorlose und etwas lehrerhafte Art gefiel nicht jedem TV-Zuschauer.
Und so gibt es auch in der dieser Causa eigentlich nur zwei Verlierer. Urs Meier und das ZDF.