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Mittwoch
04.03.2020

Medien / Publizistik

«Wenn ein Grossaktionär niest, erkältet sich die ganze Agentur»: 180 AAP-Mitarbeitende verlieren den Job.

«Wenn ein Grossaktionär niest, erkältet sich die ganze Agentur»: 180 AAP-Mitarbeitende verlieren den Job.

Die Australian Associated Press (AAP), die einzige Nachrichtenagentur Australiens, stellt den Betrieb ein. Das News-Geschäft sei nicht mehr rentabel. 180 Arbeitsplätze gehen verloren. 

«Die Anzahl der Medien, die sich nicht mehr auf den AAP-Service verlassen, hat das Geschäft unrentabel gemacht», begründete der AAP-Vorsitzende Campbell Reid am Dienstag den Entscheid.

Nun würden «professionelle und recherchierte Informationen» mehr und mehr durch nicht recherchierte und ungenaue Informationen ersetzt werden, «die sich als echte Nachrichten auf den digitalen Plattformen tarnen», prophezeite Campell Reid, der auch Geschäftsführer des Medienkonzerns News Corp ist.

Die von Keith Murdoch, dem Vater des Medienmoguls Rupert Murdoch, 1935 gegründete AAP gehört den vier Medienunternehmen News Corp Australia, The West Australian, Australian Community Media und Nine.

Als AAP 2018 seinen Dienst in Neuseeland eingestellt hatte, hiess es, die Agenturkunden stünden unter Spardruck und forderten niedrigere Preise. Durch Medienfusionen wie jene von Nine und Fairfax und Abo-Kündigungen wie jene von Sky News verlor APP zahlende Kunden.

Die Reaktionen auf den AAP-Untergang im Palament erinnerten an eine Abdankungsfeier: «Sie werden eine massive Lücke in der Berichterstattung hinterlassen», sagte Oppositionsführer Anthony Albanese, nachdem er jeden der AAP-Journalisten auf der Pressegalerie namentlich genannt hatte. 

Premierminister Scott Morrison bezeichnete das AAP-Aus als ein «echtes Problem» und sprach anerkennend über die «stolze Geschichte des ´News Wire`». Labour-Abgeordnete hielten Transparente mit der Aufschrift «Danke AAP» in die Höhe.

Der Verband «Media, Entertainment and Arts Alliance» bezeichnete das Grounding als «grobe Missachtung der Verantwortung durch die Aktionäre». Und die Politik hätte es verpasst, die Suchmaschinen und sozialen Medien an die Kandare zu nehmen.

Medienminister Paul Fletcher hielt dagegen, der AAP-Untergang widerspiegele den Medienmarkt: «Einige Arten von Inhalten haben Probleme, andere boomen, wie zum Beispiel Streaming-Dienste», wie er gegenüber dem öffentlichen TV-Sender ABC sagte.

Die Medienunternehmen seien dabei, sich neu zu positionieren, in wachsende Bereiche zu investieren und Ressourcen aus schwächelnden Bereichen «neu zuzuweisen».

Das Mantra innerhalb der AAP sei lange Zeit gewesen, «wenn ein Grossaktionär niest, erkältet sich die ganze Agentur», kommentierte die «Australian Times» den Untergang.