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Montag
18.02.2002

Bücher soweit das Auge reicht: In Chicago sind alle Bewohner dazu aufgerufen worden, zur gleichen Zeit das gleiche Buch - den Holocaust-Roman «Die Nacht» von Elie Wiesel - zu lesen. Im April laden dann Buchläden und Bibliotheken dazu ein, die Lektüreindrücke in Diskussionsrunden auszutauschen. «Wir wollen künftig zwei Mal im Jahr ein Buch für die ganze Stadt vorschlagen», sagt Mary Dempsey, Beauftragte der Stadtbibliothek für die Aktion «Ein Buch, ein Chicago». Die Idee dabei ist so einfach wie ambitiös: «Wir wollen Menschen über die Literatur zusammen bringen, sie dafür begeistern sich auch mit Wildfremden zu unterhalten», meint Dempsey. Die erste Leserunde im vergangenen Herbst sorgte für einen Ansturm auf die Bücherregale. Harper Lees Klassiker «Wer die Nachtigall stört», ein Roman über Rassismus in den 30er Jahren, gehörte wochenlang zu den Bestsellern der städtischen Buchläden. Fast 7000 Interessenten liehen das Buch in den Bibliotheken aus, Schulen und Universitäten nahmen es in ihre Lehrpläne auf. Die Idee entstand an der Westküste der USA, wo 1998 Seattle seine Einwohner erstmals dazu aufrief, das gleiche Buch zu lesen. Seither haben eine ganze Reihe amerikanischer Städte die Idee übernommen. Die Initiatoren in Seattle veröffentlichten inzwischen einen Leitfaden im Internet. Schritt für Schritt wird dort erklärt, wie das Projekt geplant und umgesetzt werden kann.