Anlässlich des Besuches des deutschen Aussenministers Frank-Walter Steinmeier in Kolumbien fordert ihn Reporter ohne Grenzen (ROG) dazu auf, die Versäumnisse im Friedensprozess anzusprechen. Die im Friedensabkommen vereinbarten Regelungen zum Schutz der Pressefreiheit müssen auch auf weitere «illegale Gruppen» ausgeweitet werden, so die Forderung.
Während sich das Friedensabkommen auf die Farc-Streitkräfte konzentriert, werden andere paramilitärische Gruppen derzeit nicht erfasst. «Die zweitgrösste Guerilla ELN agiert weiter insbesondere in den ländlichen Regionen», so ROG. ELN-Kämpfer haben demnach unter anderem im Mai drei Journalisten entführt.
Seit Inkrafttreten des Abkommens hätten Drohungen und Schikanen gegen Journalisten weiter zugenommen. In den vergangenen Monaten übten paramilitärische Gruppierungen vermehrt Anschläge auf Menschenrechtsaktivisten aus. Auch Journalisten, die über Angriffe auf Aktivisten berichten, werden zunehmend bedroht. «So musste ein Journalist kürzlich die Region Catatumbo verlassen und untertauchen: Er hatte über die Ermordung mehrerer Führer von Bauernorganisationen berichtet und wurde anschliessend massiv bedroht und verfolgt», so ROG.
Dass Journalisten in Kolumbien bedroht werden, ist kein Einzelfall. Nach Morddrohungen sah sich das unabhängige Nachrichtenportal Onda Opita gezwungen, seine Website zu schliessen. Die Seite hatte über den Bürgermeister der Stadt Neiva berichtet, der mehrere Stadträte bestochen haben soll. Daraufhin forderte der Bürgermeister seine Anhänger über Facebook zu Angiffen auf das Portal auf.
Neben Drohungen und Übergriffen werden Pressearbeitende zudem von Staatsvertretern schikaniert. Journalisten, die an einer Pressekonferenz auf der Insel San Andrés teilnehmen wollten, wurden so lange von der Militärpolizei durchsucht und aufgehalten, bis sie «freiwillig» die Reise wieder absagten.