Ausgerechnet dann, wenn endgültig feststeht, dass man nie wieder ein Gespräch mit jemandem führen kann, müssen unzählige Entscheidungen rund um diesen Menschen getroffen werden. Es geht um Verstorbene. Was soll in der Todesanzeige stehen? Was soll mit der Einrichtung der Wohnung geschehen? Wer bekommt die an sich wertlose Uhr, die jemanden einmal das ganze Leben begleitet hat?
«Das Hinterbliebene» ist der Titel eines neuen Buches von Vivianne Berg. Das 90 Seiten dicke Bändchen soll «eine anregende Lektüre zu einem ernsten Thema bieten», wie die Autorin es ausdrückt.
Das gefühlvoll formulierte «Sachbuch» befasst sich weder mit rechtlichen noch mit religiösen Nachlassfragen. Dafür gäbe es schon genug Publikationen, insbesondere betreffend Vermögenswerte, meint die Autorin. «Doch der grösste Teil von Hinterbliebenem besteht aus abgenutzten Möbeln, getragenen Kleidern und Kleinigkeiten. Was da aber auf Anhieb wertlos erscheint, muss für die Räumenden keineswegs bedeutungslos sein. Im Gegenteil», hat Vivianne Berg gelernt.
Ihr Buch ist deshalb diesen alltäglichen und scheinbar wertlosen Gebrauchsgegenständen gewidmet, mit denen Räumende unweigerlich konfrontiert werden. «Und dies in den meisten Fällen noch unter Zeitdruck», wie Vivianne Berg gegenüber dem Klein Report sagt.
Für «Das Hinterbliebene» hat die Autorin zahlreiche Tipps zusammengestellt. Nicht nur über den Umgang mit Versicherungspolicen. Vor allem zu Fragen rund um das weitere Leben von Frotteetüchern, Broschen oder Krawatten, die man behalten, verschenken, verkaufen oder halt trotz allem entsorgen will.
Ausgehend von realen Ereignissen beschäftigt sich Berg schon länger mit den vielfältigen Ausprägungen von Erinnerungskultur im öffentlichen Raum, in Archiven und im Privaten. Mit diesen Themenbereichen hat sich die Fachfrau im Rahmen ihres kulturwissenschaftlichen Studiums an der Universität Zürich auseinandergesetzt. Sie arbeitet als freie Journalistin in Zürich.
Ihr Buch «Das Hinterbliebene» ist im Verlag Zocher & Peter erschienen.