Bertelsmann auf Einkaufstour. Neben der Literatur, wo in den USA der Verlag Simon & Schuster übernommen werden soll, ist in Deutschland auch ein Label für Schlager im Warenkorb gelandet.
Die Musiksparte BMG von Bertelsmann übernimmt mit Telamo das eigenen Angaben zufolge «umsatzstärkste Indie- und Schlager-Label». Bei diesem stehen Publikumslieblinge wie Giovanni Zarrella, Marianne Rosenberg, Thomas Anders und Florian Silbereisen unter Vertrag.
Wie BMG am Mittwoch mitteilte, bleibt Gründer und Geschäftsführer Ken Otremba an Bord, auch die beiden Mitgründer Kathleen Herrmann und Marko Wünsch sollen weiter beratend für das Label tätig sein. Als Vertriebspartner dürfte weiterhin Warner Music mit an Bord bleiben.
Gemäss Mitteilung muss die Übernahme noch von der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde abgesegnet werden. Geplant ist, dass BMG 100 Prozent der Anteile übernimmt, wie eine Sprecherin gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» erklärte.
Der Deal wäre die bislang grösste Label-Übernahme in Deutschland. Zuletzt hatte die Bertelsmann-Tochtergesellschaft Rechtepakete von den Simple-Minds-Gründungsmitgliedern und dem französischen Elektro-Pionier Jean-Michel Jarre übernommen.
«Universal, Telamo, Sony – das ist heute mit Blick auf den Umsatz die Reihenfolge im Schlager-Segment», hatte Geschäftsführer Otremba kürzlich den Schlagermarkt beschrieben. Umgesetzt habe Telamo zuletzt einen deutlich siebenstelligen Betrag, Tendenz steigend.
Durch die Übernahme eröffneten sich Telamo-Acts durch die Zusammenarbeit mit RTL aus der Bertelsmann-Familie «zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten», wie es heisst.
Solche TV-Auftritte spielen in der Vermarktung des Schlagers eine entscheidende Rolle – einerseits über Fernsehshows, andererseits über Werbung oder Teleshopping. Während sich die Zielgruppe für Rap oder Pop vor allem über TikTok erreichen lässt, sei für Schlager das lineare Fernsehen «weiterhin der beste Weg», so Otremba. Dieser hatte 2012 Telamo gegründet, nachdem sich der ursprüngliche Plan, ein Joint Venture mit Sony aufzubauen, nicht umsetzen liess.
Heute betreibt sein nun doch noch verkauftes Label zudem die Plattform «Schlager für Alle» auf Youtube, Facebook und anderen Sozialen Netzwerken.