Das Podium in Bern zeigte, dass Politiker und Medien unüberlegt in den Wahlkampf stolpern. Ein Kommentar von Roger Blum für den Klein Report.
Wahlkämpfe sind gut erforscht. Man weiss, dass Parteien und Kandidaten nur erfolgreich sind, wenn sie über Medienstrategien verfügen. Sie müssen Ereignisse schaffen, die Agenda besetzen, die Nachrichtenwerte bedienen. Sie müssen mit Websites und Social Media umgehen können. Sie müssen die interpersonale Kommunikation an Versammlungen, Haustüren und Ständen intelligent mit der medialen Kommunikation verknüpfen.
Man weiss weiter, dass die Medien leicht der Parteien-PR erliegen, wenn sie über keine eigenen Wahlkampfkonzepte verfügen. Dass sie zu wenig über die Themen berichten, die die Bevölkerung beschäftigen, und zu viel über das Parteiengerangel. Dass sie die Parteien und Politiker vor den Wahlen zu wenig kritisch durchleuchten.
Dazu gibt es wissenschaftliche Studien, aber auch Ratgeber, wie das Handbuch von Mark Balsiger. Wenn das Podium in Bern über «Medien und Politik im Wahlkampf» für den Zustand des Wissens typisch war, dann lautet die Diagnose: Es wird sozusagen nichts von dem, was an Erkenntnissen vorliegt, zur Kenntnis genommen.
Nehmen wir die «Neue Luzerner Zeitung» als Beispiel für eine Regionalzeitung, die in ihrem Verbreitungsgebiet über ein Monopol verfügt. Wenn die Redaktionen solcher Printmedien, die den politischen Diskurs nach wie vor massgeblich prägen, keine konzeptionellen Überlegungen anstellen, wie sie den Wahlkampf spiegeln wollen, dann werden sie leicht zum Opfer jener, die am lautesten schreien.
Und wenn neue Kandidaten keine Ahnung haben, worauf sie sich einlassen, dann muss man an der Verantwortung der Parteien zweifeln, die sie nominiert haben. Matthias Aebischer beispielsweise will jetzt Politiker sein und nicht mehr Journalist. Aber er redet immer noch als Journalist. Er hat den Rollenwechsel nicht zustande gebracht. Und er hat sich für den Wahlkampf sozusagen nichts überlegt. Er ist jetzt einfach einmal da und vertraut darauf, dass er als bekanntes Fernsehgesicht automatisch für kompetent gehalten wird. Dies aber genügt nicht. Denn eidgenössische Politik ist nichts für Unbedarfte.