Momentan ist es für BBC-Journalisten fast unmöglich, im Iran ihrer Arbeit nachzugehen: Die Mitarbeitenden beklagen sich, dass sie im Iran angefeindet und von ihrer Arbeit abgehalten werden.
Der Sender hat nun die UN um Hilfe gebeten. Der Iran wiederum beschuldigt die Journalisten, auf den Umsturz des Staates hinzuwirken.
Der britische Sender berichtet schon seit längerem vom schwierigen Arbeitsalltag seiner Angestellten: Zur Tagesordnung gehören sexistische Attacken, Vergewaltigungs- und Morddrohungen im Internet, Diffamierungskampagnen, willkürliche Strafverfahren und Sanktionen wie das Einfrieren von Vermögenswerten der für das Netzwerk tätigen persischen Journalisten und ihrer Familien.
Im Februar 2022 hatte sich die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs in dieser Sache mit einem dringenden Gesuch an die Vereinten Nationen gewendet.
Die UN-Mitteilung wurde am 28. Mai 2022 an den Iran gesandt und wurde nun zusammen mit der Antwort des Irans veröffentlicht, wie die BBC in einer Medienmitteilung am Dienstagvormittag bekannt gemacht hat.
Die UN-Experten äusserten ihre «grosse Besorgnis über die anhaltende Schikanierung und Einschüchterung der Mitarbeiter von BBC News Persian und ihren Familienangehörigen, die offenbar darauf abzielt, sie an der Fortsetzung ihrer journalistischen Tätigkeit zu hindern».
Inzwischen hat Irans Hoher Rat für Menschenrechte auf die UN-Anfrage reagiert: Im Antwortschreiben an die BBC von Ende Juli heisst es, die Tatsache, dass sich die Mitarbeiter des Netzwerks BBC News Persian mit ihren Familien nach wie vor frei durchs Land bewegen könnten, belege die völlige Haltlosigkeit der Anschuldigungen. Wenn doch einmal Mitarbeiter strafrechtlich verfolgt würden, seien es solche, die die öffentliche Ordnung und die nationale Sicherheit störten, so die islamische Republik.
Weiter erfährt man im selben Antwortschreiben: Die BBC soll seit der Gründung 2008 «radikale Gegner» des Irans eingestellt haben und mithilfe der britischen Regierung an der Transformation oder vielmehr am Umsturz des iranischen Staates gearbeitet zu haben.
BBC Persian habe Irans nationale Sicherheit zu seiner Zielscheibe gemacht, einen Medienkrieg entfacht und vielfach Meinungen beeinflusst, etwa mit der Unterstellung, die Regierung sei unfähig, die Probleme der Menschen zu lösen.
Die «Frankfurter Allgemeine» streicht in ihrer Berichterstattung zum Thema heraus, dass auf die detaillierten Fragen aus dem UN-Papier nach den rechtlichen Grundlagen für die systematischen Befragungen von Familienangehörigen oder für das Einfrieren von Vermögenswerten der Hohe Rat in seinem Antwortschreiben nicht eingeht.
Die Direktorin des internationalen Dienstes BBC World Service, Liliane Landor, erklärte in der Medienmitteilung vom Dienstagvormittag: «Wir lehnen Irans Versuch ab, dieses Verhalten zu rechtfertigen. Die Sanktionen und Belästigungen unserer Kollegen und ihrer Familien müssen aufhören.»
Als Fazit zieht die BBC, «aus dem Rat des BBC World Service hiess es, es sei bezeichnend, dass Iran unabhängigen Journalismus als Bedrohung seiner Macht ansehe und Berichterstatter zum Schweigen bringen wolle», und bittet weiter, dass sich die internationale Gemeinschaft einschalten und etwas dafür tun solle, dass die BBC-Mitarbeiter nicht weiter einem derart grossen Risiko ausgesetzt seien.