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Dienstag
04.05.2021

Medien / Publizistik

Klare Meinung, aber ein kollektiv-flexibles Lohnsystem...

Klare Meinung, aber ein kollektiv-flexibles Lohnsystem...

Seit dem diesjährigen Tag der Arbeit ersetzt eine Kollektivredaktion die bisherigen Machtverhältnisse bei «das Lamm». Das vor 12 Jahren gegründete Onlinemagazin behandelt vor allem sozialkritische Themen.

«Wir wollen Strukturen, die Machtmissbrauch begünstigen, verhindern», sagt Timo Krstin, Kollektivmitglied bei «das Lamm», gegenüber dem Klein Report.

Anlässlich des 1. Mai hat das linke Onlinemagazin «das Lamm» jegliche hierarchische Strukturen abgeschafft. «Alle, die uns unterstützen, sollten mehr Mitspracherecht erhalten», sagt Maria-Theres Schuler, ebenfalls Kollektivmitglied und Ethnologin. Die Redaktion bestehe nun aus einem 16-köpfigen Kollektiv mit gleichen Rechten und Pflichten.

«In der Vergangenheit ist es bei grossen Medienhäusern wie auch der Bildzeitung immer wieder zu missbräuchlichem Verhalten gekommen», so Krstin. Mit dem neuen Modell, das von der gesamten Redaktion und allen freien Mitarbeitenden von Anfang an unterstützt worden sei, sehe man sich in einer Vorreiterrolle. «Das Lamm» möchte mit gutem Beispiel vorangehen und auch anderen Medien einen Denkanstoss geben, so Krstin weiter. Die Entscheidung sei im Konsens aller gefällt worden.

Vor allem die Aufgaben und Verantwortlichkeiten würden neuerdings rotieren, heisst es in einer Medienmitteilung des Onlinemagazins. «Im regelmässigen Turnus von drei Monaten erhalten alle Personen wechselnde Aufgaben», sagt Krstin auf Anfrage des Klein Reports am Montag. Dies habe sich auch finanziell ausgewirkt und sorge für mehr Fairness bei den Gehältern.

«Wir haben ein kollektiv-flexibles Lohnsystem, in welchem alle gleich viel verdienen», erklärt Krstin. Jedoch seien die Arbeitspensen der Mitarbeiter unterschiedlich und reichen von zehn bis maximal 40 Prozent. «Der Stundenlohn variiert je nach den monatlichen Einnahmen des Magazins. Momentan wird ein Stundenlohn von 20 Franken angestrebt.» Ziel sei auch, den Umsatz zu steigern, sodass der Kollektivlohn ansteige.

«Mit diesem System streben wir ein utopisches Gleichberechtigungsmodell an», so Timo Krstin zum Klein Report. Weil sich das Onlinemagazin vor allem linke und soziale Themen auf die Fahne schreibe, wolle man Gleichberechtigung auch im Redaktionsalltag leben. «Es geht aber auch darum, Wissen weiterzugeben», so Schuler. Bisher funktioniere die neue Struktur gut.

Zukünftig sei auch ein Podcastformat mit dem Namen «Blattkritik» geplant. «So möchten wir auch gegen aussen selbstkritisch analysieren, wie wir unsere Texte produzieren», so Schuler weiter. Auf diese Weise sollen Aussenstehende einen Einblick in das Redaktionsgeschehen erhalten.