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Donnerstag
19.01.2017

Medien / Publizistik

Die Medienkrise fordere auch das MAZ

Die Medienkrise fordere auch das MAZ

Neue Geschäftsmodelle, die Verlagerung ins Internet und der zunehmende Spardruck gehen auch an Journalistenschulen nicht spurlos vorbei. Im letzten Teil der Klein-Report-Umfrage diskutieren Othmar Fischlin, Leiter Medieninstitut des Verbandes Schweizer Medien und Diego Yanez (Bild), Direktor der MAZ-Journalistenschule, über veränderte Berufsanforderungen und alternative Finanzierungsmodelle.

«Die allgemeine Medienkrise hat sich weiter verschärft. Die Branche reagierte mit weiteren, zum Teil rigorosen Sparmassnahmen – wie schon seit Jahren», so lautet die Bilanz von Yanez zum abgelaufenen Jahr. Und Fischlin ergänzt: «Die Branche ist nach wie vor auf der Suche nach den neuen, erfolgreichen Treibern, mit denen sich Publizistik kommerziell erfolgreich in die digitale Welt transformieren lässt.»

Viel sei auch im letzten Jahr investiert und viele neue «Medienmodelle» ausprobiert worden. «Aber der kommerzielle Erfolg, der eine nachhaltige Existenz von digitalen Medienerzeugnissen ermöglicht, bleibt bisher die Ausnahme», lautet das ernüchternde Fazit von Othmar Fischlin.

Der ausbleibende kommerzielle Erfolg der Medienhäuser stellt wiederum Journalistenschulen vor neue Herausforderungen. «Als Journalismus-Schule sind wir Teil des Mediensystems. Wenn die Medienhäuser sparen, spüren wir das. So gesehen war 2016 ein anspruchsvolles Jahr», so Yanez. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage konnte das MAZ im Jahr 2016 leicht wachsen, wie der Direktor sagt: «Darauf sind wir stolz. Es zahlte sich aus, dass wir unser Angebot permanent überarbeiten und weiterentwickeln.»

Auch das Medieninstitut, das sich innerhalb des Verbands Schweizer Medien um Aus- und Weiterbildungsfragen kümmert, muss sich den veränderten Anforderungen laufend anpassen. «Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei eine Initiative für eine neu ausgerichtete Ausbildung für Medienmanagement, welche wir 2017, zusammen mit einer Fachhochschule, lancieren werden», erklärt Fischlin dazu.

Zur Festlegung der Anforderungen und Skills, die von künftigen Medienmanagern erwartet werden, seien im Vorfeld Gespräche mit zahlreichen Medienunternehmen geführt worden. «Die grosse Überraschung dabei waren die teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen, welche Themenbereiche in der Ausbildung wichtig sind», erklärt Fischlin eine der Schwierigkeiten, die der laufende Umbruch für Journalistenausbildner nach sich zieht.

Der digitale Journalismus, in den viele Verlage weiterhin investieren, erfordere auch von Journalistinnen und Journalisten neue Fertigkeiten, wie Yanez ausführt. «Wachstum erwarten wir vor allem im Bereich des visuellen Journalismus: Interaktivität, Web-Videos, grafische Darstellungsformen et cetera. Wichtig bleiben aber auch `traditionelle` Inhalte wie etwa Recherchen oder Medienrecht.»

Derweil hofft Fischlin, dass wieder zunehmend Wert auf Qualitätsjournalismus gelegt wird. «Ich wünschte mir und glaube auch daran, dass wieder vermehrt eine geschärfte Diskussion über die wahrgenommene Qualität bei den Nutzern wie auch auf Seite der Werbeindustrie aufkommen wird», so der Leiter des Medieninstituts. «Auch die Werbeindustrie wird sich wieder stärker darauf besinnen müssen, dass der Werbeerfolg sehr direkt mit dem qualitativen Umfeld der Platzierung zusammenhängt.»

Nicht zuletzt sind Journalistenschulen wie das MAZ im laufenden Jahr auch finanziell unter Druck. «Als Privatschule erarbeiten wir 80 Prozent unserer Einnahmen durch den Verkauf unserer Angebote, das heisst am Markt. In welchem Ausmass werden die Verlagshäuser trotz Spardruck auch in Zukunft Geld und Zeit in die Ausbildung ihrer Mitarbeitenden investieren? Wie stark wird die Branche und damit auch der Bedarf an entsprechender Ausbildung schrumpfen? Wird der Staat für einen Teil der Ausbildungskosten aufkommen und damit indirekte Medienförderung betreiben? Das sind Fragen, die uns beschäftigen. Und auf die wir noch keine Antwort haben», sagt Diego Yanez schliesslich.