Jetzt trifft es auch den Spiegel-Verlag. Jahrelang galt das von Rudolf Augstein gegründete Medienhaus als ein Fels in der zunehmend rauer gewordenen See des deutschen Verlagswesens. Doch die Anzeigenkrise beim «Spiegel» macht dem Traditionsverlag schwer zu schaffen.
Nun steuert Verlagschef Thomas Hass beherzt dagegen: Er will mit neuen Produkten, digitalen Erlösmodellen sowie einem harten Sparkurs verhindern, dass das Printhaus in die roten Zahlen abrutscht und dadurch mittelfristig seine publizistische Unabhängigkeit verliert. Erstmals in der Geschichte droht dem Spiegel-Verlag ein Stellenabbau. Bislang war nur das Spiegel-TV von Personalmassnahmen betroffen. Bis 2017 soll das Wachstums- und Sparprogramm greifen.
Gemeinsam mit den Chefredaktoren Klaus Brinkbäumer und Florian Harms plant Hass, 15 Projekte aufzusetzen. Dazu gehören unter anderem eine digitale Abendzeitung, eine Bezahlschranke sowie ein Innovationslab, das Ideen für neue Produkte hervorbringen soll. Vor allem auf eine digitale Abendzeitung setzt Brinkbäumer grosse Hoffung.
Die geplanten Vorhaben reichen aber offenbar nicht aus, um die Ertragslage des mittelständisch geprägten Medienhauses nachhaltig zu verbessern. Hass tritt daher bei den Sach- und Personalkosten kräftig auf die Kostenbremse. Das Unternehmen beschäftigt noch mehr als 1100 Mitarbeitende.
Der Gesamtumsatz ist seit dem Ausstieg des «Spiegel»-Chefredaktors Stefan Aust um 19 Prozent zurückgegangen. Waren es 2007 noch 352,5 Millionen Euro, setzte die Gruppe im vergangenen Jahr noch 284,9 Millionen Euro um. Seit dem Jahr 2000 sanken die Werbeerlöse um insgesamt 70 Prozent. Die Zahl der Vollzeitkräfte blieb aber konstant.