Beim Arbeitsstreit im Verlagshaus Edipresse ist noch keine Einigung in Sicht. Nachdem die Geschäftsleitung den unzufriedenen Redaktionen am Mittwoch einen Sozialplan unterbreitet hat, geht der Kampf in die nächste Runde. «Bei der "Tribune de Genève" und bei der "Le Matin"-Gruppe haben die Redaktionsversammlungen diesen Sozialplan erst gar nicht angenommen, sondern ausdrücklich nur zur Kenntnis genommen», sagt Comedia-Zentralsekretär Pedro Sancho auf Anfrage des Klein Reports. Nur bei «24 Heures» hätte die Versammlung dem Sozialplan zugestimmt.
Da die Direktion in den anderen Arbeitsbereichen anstatt eines Sozialplans lediglich flankierende Massnahmen unterbreitet, haben die Edipresse-Angestellten des Druckzentrums CIE in Bussigny-Lausanne und des technischen Supports EPSA in Lausanne und Genf ein Ultimatum gestellt: Wenn Edipresse den Arbeitnehmern bis Montag, 12 Uhr, keine «wahren Verhandlungen» anbiete, schreite man zu weiteren «notwendigen Schritten», schreibt die Mediengewerkschaft Comedia in einem Communiqué. «Wir fordern echte Verhandlungen für einen Sozialplan, das Verhindern von Entlassungen, vorzeitige Pensionierungen nicht erst ab 63 und kontrollierbare Regelungen für freiwillige Arbeitszeitverkürzungen und Abgänge», fasst Gewerkschafter Sancho die Position der Belegschaft zusammen. Der Stellenabbau bei Edipresse betrifft 30 Redaktionsstellen, 50 Jobs in der Druckerei in Bussigny und 20 weitere Arbeitsplätze.
Vor Montag will das Medienhaus noch keinen Kommentar abgeben, wie Edipresse-Sprecherin Sylvia Würsten dem Klein Report auf Anfrage mitteilt. Die Comedia indes gibt sich kämpferisch. «Falls wir am Montag von der Direktion nichts Substanzielles hören, werden wir am Dienstagnachmittag Protestversammlungen in Lausanne und Bussigny durchführen. Diese Versammlungen werden entscheidend dafür sein, welche Steigerung der Aktionsformen danach möglich ist», sagt Sancho. Ob die Belegschaft auch Streikmassnahmen ergreifen werde, sei jedoch noch offen.
Im März hatte das Zürcher Medienunternehmen Tamedia angekündigt, das Schweizer Geschäft des grössten Westschweizer Verlages Edipresse zu übernehmen. Die beiden Unternehmen legten ihre konkurrenzierenden Gratiszeitungen «Le Matin Bleu» und «20 Minutes» in der Wetschweiz zusammen. Zudem wollen sie neue Werbeangebote entwickeln.
Ende September sah sich Edipresse dann für die Sicherung ihrer Zukunft zu einem Stellenabbau gezwungen, da die massiven strukturellen Umwälzungen in der Medienbranche weiterhin anhielten. Im September betrug die Einbusse bei den Werbeeinnahmen rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und für das Jahresende zeichnet sich laut Serge Reymond, Generaldirektor von Edipresse Schweiz, keine Besserung ab.
Sonntag
01.11.2009



