Bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) ging im vergangenen Jahr nur Kritik an SRG-Sendungen ein. Insgesamt wurden 18 Beschwerden eingereicht, gegenüber 20 Beschwerden im Vorjahr.
Einwände erhoben wurden gegen zehn Sendungen von Fernsehen SRF, gegen vier Beiträge von Radio SRF, zwei von Radio Télévision Suisse (RTS) und je eine Sendung von Radio RTS und Radio und Fernsehen RTS.
Dass nur die SRG von den Beschwerden betroffen ist, erstaunt UBI-Präsident Roger Blum nicht. Über die Gründe könne man nur Vermutungen anstellen, meinte er gegenüber dem Klein Report, lieferte aber gleich drei zur Auswahl nach.
«Erstens hat die SRG ein Mehrfaches an Zuhörern und Zuschauern im Vergleich zu den schweizerischen Privaten (gegen ausländische Private wie RTL oder TF 1 gibt es ja in der Schweiz keine Beschwerdemöglichkeit). Zweitens ist bei den Privaten der Anteil an Musik und Unterhaltung relativ hoch, und diese Sendungen geben traditionell weniger Anlass zu Beschwerden als Informationssendungen.»
Einen dritten Grund sieht er beim Ombudsmann der SRG Deutschschweiz. Dieser sei ziemlich bekannt, während viele Leute nicht wissen würden, dass es auch Ombudsleute für die privaten Radio- und Fernsehsender gebe, und folglich auch keine Beschwerde einreichen würden. «All das macht die Wahrscheinlichkeit von Beanstandungen gegen SRG-Sendungen bei den Ombudsstellen und anschliessenden Beschwerden an die UBI hoch», sagte er.
Die letztes Jahr eingegangenen Beschwerden betrafen - mit einer Ausnahme - redaktionelle Sendungen mit Informationsgehalt. Mehrfach beanstandeten die Zuschauer kritische Sendungen über Christoph Mörgeli im Zusammenhang mit dessen Rolle bei der Betreuung von Dissertationen.
Ebenfalls zu Beschwerden geführt hat die angeblich einseitige Berichterstattung über den Nahostkonflikt zulasten von Israel. Gegen reine Unterhaltungssendungen ging dagegen keine einzige Beschwerde ein.
Die meisten Beschwerden betrafen die Sendung «Rundschau». Im Jahr 2013 war die Sendung in vier Fällen das Thema. Die «Rundschau» war bereits bei der vorgelagerten Ombudsstellen mit 23 Eingaben das meistkritisierte Gefäss des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
«Es ist einerseits ein Zeichen dafür, dass die Sendung auf Beachtung stösst», so Roger Blum. «Anderseits zeigt es, dass die `Rundschau` immer wieder ihre journalistischen Spielräume ausreizt.» Er weist aber auch darauf hin, dass «die allermeisten Beschwerden» gegen die «Rundschau» abgewiesen würden.
Dass eine SRF-Sendung die Rangliste anführt, hält Blum für logisch. «Es gibt mehr als dreimal so viele Deutschschweizer wie Romands und Tessiner», sagte er. «Es gibt ein grösseres Publikum der SRG als der schweizerischen Privaten. Es gibt traditionell mehr Beschwerden gegen Informationssendungen als gegen Unterhaltungs- oder Sportsendungen. Und die `Rundschau` betreibt oft anwaltschaftlichen Journalismus, der immer irgendwo aneckt.»
Bei den Ombudsstellen gingen im letzten Jahr 237 Beanstandungen ein gegenüber 203 im Vorjahr. Der Anteil der Fälle, die an die UBI weitergezogen wurden, sank damit von 9,9 auf 7,6 Prozent und war in den letzten 30 Jahren nur fünfmal tiefer als 2013.
Ein Trend lässt sich laut Roger Blum aber nicht ablesen. «Es ist eher Zufall», sagte er. «Es zeigt aber, dass die Ombudsleute sehr gut arbeiten und dass sich viele Leute mit deren Stellungnahmen zufrieden geben, auch dann, wenn sie nicht recht bekommen. Das kann man als Resignation deuten, aber auch als Bereitschaft, gute Argumente der Ombudsleute entgegenzunehmen.»
Für den Radio- und Fernsehbereich stehen sieben Ombudsleute zur Verfügung. In der Deutschschweiz sind dies Achille Casanova (SRG) und Guglielmo Bruni (Private), in der Westschweiz Raphael Fessler (SRG) und Denis Sulliger (Private), im Tessin Francesco Galli (SRG) und Gianpiero Raveglia (Private) sowie Toni Hess (SRG) in der rätoromanischen Schweiz. Für die Privaten ist in dieser Sprachregion ebenfalls Guglielmo Bruni verantwortlich.