Manche hatten in Twitter einen Goldesel gesehen - und nun das: Die Kommunikationsplattform verliert beinahe einen Fünftel ihres Börsenwertes.
Zum Twitter-Kurseinbruch hatte die Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das erste Quartal und das gesamte Geschäftsjahr geführt. Diese liegen unter den Erwartungen. Für ein ganz normales junges Unternehmen sind die Zahlen zwar beachtlich. Beim Umsatz konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben im Vergleich zum Vorjahresquartal um 74 Prozent zulegen. Den grössten Brocken machen dabei die Werbeinnahmen aus. Auch die Anzahl der Nutzer ist gestiegen: Um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Doch anscheinend ist den Twitter-Aktionären gut nicht gut genug. Für ihren Geschmack nutzten während der letzten Quartale zu wenige neue User die soziale Plattform. Nun leisten die Zahlen des ersten Geschäftsquartals ihren Sorgen weiter Vorschub. Der Umsatz wächst ihnen eindeutig zu wenig schnell. Dass die Umsatzprognosen Twitter auch für das Gesamtjahr (noch) nicht auf erwartetem Kurs zeigen, lässt die Aktionäre zusätzlich zittern.
Zum Börsenabsturz beigetragen haben vermutlich aber auch die Begleitumstände der Nachricht. Früher als geplant war die Mitteilung auf der Twitter-Seite erschienen, noch vor Börsenschluss und nicht - wie geplant - nach Handelsende.
Konzernchef Dick Costolo versucht derweil, für den Kurseinbruch einen Grund zu finden. Neue Werbeformen würden ausprobiert, sagt Costolo, diese hätten sich noch nicht durchgesetzt.
Twitters enorme Bedeutung als Kommunikationsplattform steht seiner wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit diametral entgegen. Der derzeitige Kurs pro Aktie entspreche, schreibt NZZ-Korrespondentin Hanna Henkel, dem rund 52-fachen Wert des für das Geschäftsjahr 2016 erwarteten Gewinns. Ein stabiler Kurs sieht vermutlich anders aus.