Wie verschiedene US-Medien bestätigen, hat Elon Musk am Donnerstag und Freitag mehr als die Hälfte der Mitarbeiter entlassen. Die Entlassungen erfolgten per E-Mail.
Es gab auch Betroffene, die ihren Rauswurf durch die Tatsache realisieren mussten, dass sie am Samstag einfach keinen Zugang zu ihren Konten mehr hatten.
Gemäss den Berichten wurden die Produkt- und Ingenieurteams um weit mehr als 50 Prozent entkernt. Die Teams für Kommunikation, Marketing, Menschenrechte und Vielfalt wurden fast vollständig gestrichen.
Das Team von Twitter, das mit Mediengruppen zusammenarbeitete, um wichtige Nachrichtenereignisse auf ihre Richtigkeit hin überprüfen zu können, wurde aufgelöst, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Mit den Entlassungen fehlen Twitter jetzt die Kapazitäten, um zum Beispiel gegen Hass-Beiträge vorzugehen. Diese hätten deshalb massiv zugenommen, sagt Melissa Ryan, Geschäftsführerin von Card Strategies, einem Beratungsunternehmen, das sich mit Desinformation beschäftigt. Das sei eine brandgefährliche Situation, nur zwei Tage vor den US-Zwischenwahlen am kommenden Dienstag.
Die Nacht- und Nebelaktionen bei Twitter verunsichern auch langjährige Werbekunden. Der Autobauer General Motors hatte seine bezahlten Werbeschaltungen auf Twitter bereits ausgesetzt. Nach einem Bericht vom «Wall Street Journal» wollen auch der Lebensmittelkonzern Mondelez und der Pharmariese Pfizer bis auf Weiteres nicht mehr auf Twitter werben.
Ebenso will die Volkswagen-Gruppe ihre Werbung bei Twitter aussetzen. Der VW-Konzern habe jetzt «seinen Marken empfohlen, ihre bezahlten Aktivitäten auf der Plattform bis auf Weiteres zu pausieren», hiess es. Ein endgültiger Werbestopp sei das nicht: «Wir beobachten die Situation genau und werden je nach Entwicklung über die nächsten Schritte entscheiden.»
Die Firmen machen sich Sorgen, dass ihre Anzeigen neben negativen Inhalten auftauchen könnten.
Twitter erwirtschaftete mit Werbung zuletzt mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen.
Musk droht deshalb Werbekunden, die keine Anzeigen bei Twitter mehr schalten, öffentlich blosszustellen. Der neue Twitter-Besitzer reagierte mit seinem Tweet in der Nacht zum Samstag auf den Vorschlag eines rechten Lobbyisten, er solle die Werbekunden benennen, «damit wir sie mit einem Gegenboykott belegen können». Musk schrieb in seiner Antwort: «Danke. Ein thermonukleares Benennen und Schämen ist exakt das, was passieren wird, wenn das nicht aufhört.»