Da sind sie nun also, die ersten TV-Zahlen. Noch nicht offiziell, aber «20 Minuten» hat den Marktanteil und die Einschaltquote einiger Sender veröffentlicht. Gewinner ist in erster Linie SRF 1, während RTL CH, 3+ und die anderen privaten Stationen bis zu 30 Prozent einbüssen. Die Rechnung von Mediapulse, mit der Publikation zuzuwarten und externe Experten die Zahlen überprüfen zu lassen, um Vertrauen herzustellen, ist nicht aufgegangen. Überhaupt ist bei der Umstellung nicht viel aufgegangen.
Medienfachleute betrachten es unter anderem als grosses Manko, dass das alte System Ende des Jahres abgeschaltet wurde. Nun liegen keine Vergleichszahlen vor, anhand derer man die aktuellen Zahlen besser hätte einordnen können. Dass die Systeme unter anderem wegen der Kosten nicht parallel weitergeführt wurden, sorgt angesichts des dreistelligen Millionenbetrags, um den es im TV-Markt geht, für Unmut.
Andere bestätigen dieses Problem, sehen aber auch die beteiligten Gremien in der Verantwortung, da sich diese lange nicht einig gewesen seien und sich dadurch viel Zeit gelassen hätten. Als der Verwaltungsrat der Mediapulse für die Umstellung auf das neue System dann grünes Licht gegeben habe, habe es plötzlich sehr schnell gehen müssen. Unter den Fachleuten wird mittlerweile - knapp drei Monate nach der verunglückten Umstellung - von Missmanagement geredet.
Bei Mediapulse ist am Freitag, 22. März 2013, der zweite Expertenbericht eingetroffen. Zur Publikation der Zahlen will man sich allerdings nicht äussern. «Die Mediapulse nimmt zum Artikel auf 20 Minuten Online keine Stellung», so Pressesprecher Nico Gurtner am Freitag gegenüber dem Klein Report. Dieser zweite Bericht wird am 26. März in einem Hearing erst einmal den Kunden vorgelegt.
«Die vorliegende Veröffentlichung ist eine Indiskretion und bedeutet einen Bruch einer Abmachung zwischen Mediapulse und ihren Kunden», so Gurtner. «Wer die Indiskretion begangen haben könnte, wissen wir nicht. Wir verurteilen dieses Vorgehen entschieden.» Die Kunden hätten sich gegenüber Mediapulse verpflichtet, die «seit anfangs Februar 2013 permanent zur Verfügung gestellten Daten nur für interne Analysezwecke» zu verwenden.
Am 16.3.2013: FDP-Nationalrat reicht Interpellation zu Mediapulse ein
Am 11.3.2013: Mediapulse setzt Hearings für Expertenberichte an
Am 28.2.2013: Mediapulse-Verwaltungsrat hält jetzige Zusammensetzung für optimal