Während des Ramadan sitzen die Ägypter so häufig vor dem Fernseher wie nie. Die Sender befriedigen das TV-Bedürfnis mit opulenten Mehrteilern. Doch jetzt gibt es Ärger um eine Serie über die islamistische Muslimbruderschaft. Eine Fernsehserie im heiligen Fastenmonat Ramadan überschattet in Ägypten alle politischen Debatten. Während die Gläubigen nach einem heissen Sommertag gegen Sonnenuntergang das Fasten brechen, strahlt das staatliche Fernsehens eine tägliche Serie über die kontroverse radikal-islamische Muslimbruderschaft aus. Dies berichtete der «Spiegel»-Korrespondent Wolkhard Windfuhr am Dienstag aus Kairo.
Die politisch ambitionierte Organisation, die die Umformung des Staates in ein islamisches Staatswesen anstrebt, liegt im Streit sowohl mit der Regierung wie auch mit der linken und liberalen Opposition. Die Muslimbruderschaft, die geduldet, aber nicht als politische Partei zugelassen ist, versucht über nicht parteigebundene Abgeordnete und gekaufte Parteivertreter ihren Einfluss auf das Parlament zu stärken. Nach den Parlamentswahlen im kommenden November will sie so mindestens ein Fünftel der Abgeordneten stellen.
Der prominente Fernsehautor Wahid Hamid verantwortet die unbequeme Serie mit dem Titel «Al Gamaa» (Die Bruderschaft), die mit dokumentarischem Material und in Spielszenen die Geschichte der Organisation aufrollt. Bereits vor mehreren Jahren hatten seine Filme «Vögel der Dunkelheit» und «Der Terrorist» die Machenschaften aufgedeckt. Er gilt den Sympathisanten der Bruderschaft als «Handlanger des Teufels». In Ägypten wartet man auf eine Reaktion der Muslimvereinigung.
Mittwoch
25.08.2010




