Das neue System zur Erhebung der TV-Zuschauerzahlen erfüllt laut dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) die Vorgaben des Radio- und Fernsehgesetzes und die gesetzlichen Grundanforderungen der Wissenschaftlichkeit. Ausserdem wurde die Mediapulse damit beauftragt, einen Massnahmenplan zur Optimierung des Systems auszuarbeiten. Der Klein Report hat bei Alexander Duphorn, CEO von Goldbach Media Schweiz, und Publisuisse-Direktor Martin Schneider nachgefragt, wie sie den am Mittwoch veröffentlichten Aufsichtsentscheid des Uvek beurteilen.
«Für uns ist es inakzeptabel, dass eine ganze Branche aufgrund von ökonomischen Partikulärinteressen einzelner Marktteilnehmer in `Sippenhaft` genommen wird. Genau dies ist momentan mit der superprovisorischen Verfügung von 3 Plus der Fall», meinte Martin Schneider auf die Frage des Klein Reports, ob die Publisuisse nach dem Uvek-Entscheid mit einem Ende des Quotendesasters rechnet.
Doch müssten wir die Frage «besser Dominik Kaiser, dem Richter in Nidwalden, aber auch der Goldbach Media stellen», so Schneider. Bei Letzterer klingt es bezüglich eines möglichen Endes des Quotenstreits wenig optimistisch: «Letztendlich», sagte Goldbach-CEO Alexander Duphorn, «klärt die Verfügung nicht die offenen Punkte. Das müssen immer noch die beteiligten Marktpartner in Zusammenarbeit mit der Mediapulse schaffen.»
Ist die Verpflichtung zur Ausarbeitung eines Massnahmenplans ausreichend, um die Bedenken zu zerstreuen, wollte der Klein Report wissen. Duphorn: «Es geht leider nicht nur um `Bedenken`, die zerstreut werden müssen. Der bereits seit Längerem in Abstimmung mit Publisuisse und Goldbach erarbeitete Massnahmenplan beinhaltet sämtliche offenen Fragen von allen Vermarktern und Experten. Seine zeitnahe Umsetzung gewährt letztendlich die Vertrauensbildung sowie Sicherung der Daten in der Messung - und somit das Ende dieser für alle Beteiligten unbefriedigenden Situation.»
Auch Schneider wies darauf hin, dass der Massnahmenplan seit einer Weile bestehe und intensiv bearbeitet werde, doch würden die Daten dadurch nicht «richtiger»: «Die Behauptung, dass die vorliegenden Daten falsch seien, stimmt einfach nicht. Ansonsten wären die Daten weder von der Mediapulse zur zweckdienlichen Nutzung freigegeben worden, noch hätten sich die internationalen Experten positiv geäussert, noch wäre eine derart klare Stellungnahme vom Uvek gekommen», erklärte der Publisuisse-Direktor gegenüber dem Klein Report.
Und weiter: «Die angesprochenen Optimierungen werden in ihrer Wirkung voraussichtlich die letzten paar Prozente im einstelligen Prozentbereich der TV-Nutzung betreffen. Wieweit somit der Massnahmenplan die Parteien, welche heute Bedenken äussern, zufriedenstellen wird, müssen Sie diese fragen. Wenn man will, findet man immer das Haar in der Suppe. Das war auch beim alten System so und ist auch beim neuen System nicht anders», so Schneider. Das sei ein «Frage der Geisteshaltung».
Auf die Frage, ob jetzt erwartet wird, dass 3 Plus seine Klage gegen die Publikation der TV-Quoten zurückzieht, verwiesen sowohl Duphorn als auch Schneider an den Fernsehsender, doch meinte Letzterer deutlich: «Falls sie es aber nicht tun, wird der Werbeträger TV einen immensen Schaden davontragen.»
Mehr dazu: 3 Plus prüft Weiterzug des Uvek-Entscheids ans Bundesverwaltungsgericht und davor: Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) gbit Unterbehörde Bakom und sich selber die Absolution: Uvek hält TV-Messsystem von Mediapulse für gesetzeskonform