Mit Kettensägen verschaffte sich die Polizei am Mittwoch in Istanbul Zugang zu zwei Fernsehsendern des Medienkonzerns Koza-Ipek, die dem Erdogan-Regime gegenüber kritisch eingestellt sind, und platzten vor laufender Kamera in die Regieräume, wie Bilder auf dem Webportal des Senders Bugün zeigen.
Angestellte, die sich gegen die Razzia wehrten, wurden von den Polizisten mit Tränengas und Schlagstöcken traktiert. Wenig später wurden die beiden Sender vom Netz genommen. Die Staatsanwaltschaft hatte sie am Montag unter Zwangsverwaltung gestellt. Begründung: Verdacht auf «Terrorfinanzierung» und «Propaganda».
In wenigen Tagen wählt die Türkei ein neues Parlament. Der drangsalierte Medienkonzern sympathisiert mit der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen. Seit er 2013 mit Erdogan brach, lebt Gülen im Exil in den USA. Erdogan wirft ihm vor, Pläne zum Umsturz zu schmieden.
Die Restriktionen gegen die TV-Sender stiessen im Ausland unmittelbar auf Kritik. Auf Twitter schrieb zum Beispiel der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz «Freie Medien sind ein Eckpfeiler lebendiger Demokratien».