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Mittwoch
20.11.2002

Heftige Turbulenzen überschatten Italiens
öffentlich-rechtliches Fernsehen RAI. Zwei der fünf Aufsichtsratsmitglieder sind zurückgetreten aus Protest gegen die zu stark regierungs-freundliche Linie des RAI-Präsidenten Antonio Baldassarre, der von Silvio Berlusconi vor neun Monaten an die Spitze der TV-Anstalt gehievt worden war. Luigi Zanda und Carmine Donzelli, die der oppositionellen Mitte-Links-Allianz in Italien nahe stehen, reichten bei der Abgeordnetenkammer ihre Demission ein. Zudem beschuldigen die beiden den RAI-Chef, dass er die Ernennung von neuen Managern aus linksorientierten Kreisen boykottiere. In letzter Zeit kam es zwischen dem Berlusconi-freundlichen RAI-Chef und den linksorientierten RAI-Aufsichtsräten des öfteren zu Divergenzen. Für heftige Polemik hatte indes Baldassarres Beschluss gesorgt, die Sendungen der beiden populären TV-Journalisten Enzo Biagi und Michele Santoro zu streichen, die wegen ihrer regierungskritischen Programme bekannt waren. Auch die Ernennung von Baldassarres Vertrauensmännern aus den Reihen der Mitte-Rechts-Koalition hatte für heftigen Streit im RAI-Aufsichtsrat gesorgt.

Doch damit nicht genug: RAI hat seit einigen Monaten mit einem Zuschauerschwund zu kämpfen. Der Rivale Mediaset, welcher zur TV-Gruppe von Berlusconi gehört, meldet durchschnittlich eine Einschaltquote von 45,9 Prozent, die RAI muss sich mit 44,7 Prozent begnügen. Sogar der erste Kanal RAI 1 unterliegt kontinuierlich im Duell gegen den stärksten Mediaset-Sender Canale 5, was sich auch auf das Werbegeschäft negativ auswirkt.