«Das Volk hat gesprochen», schrieb Twitter-Chef Elon Musk in der Nacht auf Sonntag in seinem Kurznachrichtendienst. Am Freitag startete er eine 24-stündige Umfrage, ob Donald Trump wieder auf Twitter zurückkehren dürfe. 15 Millionen haben an der Abstimmung teilgenommen. 51,8 Prozent waren dafür, 48,2 dagegen.
«Trump wird wieder eingesetzt werden. Vox Populi, Vox Dei» – was so viel wie «Volkes Stimme ist Gottes Stimme» heisst, twitterte darauf Musk.
Drei Stunden nach seiner Entsperrung knackte Trump bereits wieder die Millionenmarke an Followern. Mit Blick auf die Kandidatenkür der Republikaner für die nächste Präsidentenwahl kann der Abgewählte den Kanal sicher gut gebrauchen. Von den alten Zeiten mit 80 Millionen vor der Sperre am 8. Januar 2021 ist er aber noch weit entfernt. Auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social brachte es Trump zuletzt auf nur 4,6 Millionen Abonnenten. Laut Bloomberg-Medien soll Trump allerdings am Samstag auf der Tagung der Republican Jewish Coalition in Las Vegas gesagt haben, dass er auf seiner eigenen Plattform Truth Social bleiben wolle.
Die somit noch nicht gesicherte Rückkehr von Trump passt dennoch zur Entwicklung, dass nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk die Zahl der rassistischen und desinformativen Tweets wieder rapide zugenommen hat. Die Tweets werden auch nicht wie versprochen entfernt. Wie das Center for Countering Digital Hate am Samstag feststellen musste, hat Twitter 99 Prozent der Tweets, in denen WM-Fussballer rassistisch beschimpft wurden, nicht entfernt.
Das Center untersuchte 100 rassistischen Tweets, die in der Woche vor der Fussballweltmeisterschaft in Katar auf der Plattform gemeldet wurden, wie der «Guardian» berichtet.
In 11 dieser Tweets wurden Fussballspieler mit dem N-Wort beschimpft, in 25 wurden Affen- oder Bananen-Emojis verwendet, in 13 auf die Abschiebung von Spielern gepocht. In 25 Tweets wurden Spieler aufgefordert, in andere Länder zurückzukehren.
Nur ein Tweet, in dem eine rassistische Beleidigung 16 Mal wiederholt wurde, wurde dem «Guardian» zufolge entfernt.
Das scheint zur neuen Politik zu passen. Nach einer Aktualisierung der Regeln der Plattform für Hassreden in der vergangenen Woche twitterte Musk, dass «negative» oder «hasserfüllte» Tweets «entwertet und demonetisiert», aber nicht unbedingt entfernt werden. Wer gezielt danach sucht, kann die Hass-Tweets demnach weiterhin finden.
Da Twitter mehr oder weniger existentiell unter dem Druck der Werbetreibenden leidet, will Musk künftig ein Gremium darüber entscheiden lassen, was auf der Plattform erlaubt ist und was nicht.
Auch beim Facebook-Mutterkonzern Meta gibt es ein unabhängiges Expertengremium.