Mit Preisen fängt man Mäuse. Diesen Trick wendet Locarno bis zum Überfluss an. Kein Abend ohne Preisverleihung. Das begann mit dem Ehren-Leoparden für Regisseur Abel Ferrara («Bad Lieutenant»), dessen neustes Werk «4:4 Last Day on Earth» erst in Venedig gezeigt wird, führt über Hollywood-Haudegen Harrison Ford zu Actrice Isabelle Huppert, die den Champagner Excellent Award am Sonntagabend erhielt. Und es geht weiter mit Produzent Mike Medavoy (Premio Raimondo Rezzonico), den Tessiner Villi Hermann (Premio Cinema Ticino) und Regisseur Claude Goretta (Pardo alla carriera).
Am Montagtagabend hatte Schauspielerbrocken Gérard Depardieu seinen gewichtigen Auftritt zusammen mit Sylvie Pialat - zu Ehren des verstorbenen Regisseurs Maurice Pialat. Am Donnerstag wird der grosse Mime Bruno Ganz ausgezeichnet (Pardo alla carriera) und am Freitag Filmstar Claudia Cardinale (Pardo alla carriera). Doch das ist längst nicht alles. Es folgen diverse Auszeichnungen, beispielsweise seitens der Semaine de la Critique, und der Publikumspreis (Prix du Public UBS), schlussendlich die verschiedenen Leoparden, die am Samstag bekannt gegeben werden.
Diese Preisflut am Filmfestival von Locarno steigt stetig. Das Publikum nimmt die Award-Rituale - je nach Regenmasse auf der Piazza Grande oder in der Kinohalle Fevi zelebriert - gelassen hin, und die Presse hat etwas zu schreiben. «Starglanz trotz Regen» titelte das St. Galler Tagblatt. Man könnte auch sagen: Vor lauter Glanz wird der Blick verklärt, werden die Sinne geblendet. Wohl dem, der einen Preis in Locarno kriegt.