Die private Kunstgesellschaft, die das Kunsthaus Zürich betreibt, hat einen neuen Präsidenten.
Der einzige Kandidat für das Amt, Philipp Hildebrand, wurde von der Kunstgesellschaft inklusive Stadtpräsidentin Corine Mauch bestätigt. Das Kunsthaus Zürich kriegt Millionen öffentlicher Gelder, die Leitung liegt bei der Kunstgesellschaft. Die kunstnahe Gegenkandidatin und Kunstverlegerin Cristina Bechtler zog ihre Kandidatur zurück.
Der Werdegang von Philipp Hildebrand hat wenig mit Kunst, dafür viel mit Finanzen und einigen Medienskandalen zu tun. Wegen vermuteten Insiderhandels und Druck vor allem vonseiten der SVP musste der damalige Nationalbankpräsident Hildebrand 2012 mit sofortiger Wirkung am 9. Januar zurücktreten.
Philipp Hildebrand fand daraufhin Unterschlupf bei dem mächtigsten globalen Finanzplayer Blackrock. Auch eine neue Partnerin ist im Lebenslauf Hildebrand zu verzeichnen, und was für eine: Laut Presseberichten hat er die Erbin eines der grössten Nahrungsmittelrohstoffkonzerne (Weizen) auf einem Concorde-Flug kennengelernt. Die Russin mit Schweizer Pass, Margarita Louis-Dreyfus, mit der Hildebrand Zwillinge hat, ist die Witwe des Unternehmers Louis-Dreyfus, ein französisch-schweizerischer Unternehmer, den der «Spiegel» im Jahr 2015 verdächtigte, die Fussball-WM 2006 «mutmasslich gekauft» zu haben – der Deutsche Fussball-Bund weist die Vorwürfe bis heute vehement von sich.
Allein daraus liesse sich eine Netflix-Serie basteln, doch es geht noch weiter.
Die «Neue Zürcher Zeitung» unterstellt Hildebrand eine «Sehnsucht nach dem Zürcher Establishment», da dessen Kandidatur für das Präsidium der OECD im Jahre 2021 kläglich gescheitert ist. Mangels Unterstützung zog Hildebrand sich zurück.
Da kommt das Amt des Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft grad recht, obwohl sich Hildebrand im Vorfeld als Putin-Versteher outete. Ganz im Sinne seiner ehemaligen Gegner, der SVP und Roger Köppel, der dessen Kandidatur ausdrücklich lobte, meinte er im Interview mit der «Handelszeitung», dass die Neutralität unter allen Umständen zu wahren sei.
In der Zeitung kritisierte Hildebrand die Stellungnahme der Schweiz zugunsten der von Russland überfallenen Ukraine: «Die Neutralität wurde in der Tat sehr rasch unterminiert, und dies ohne Verfassungsänderung und ohne eindeutige Grundlage.» Hildebrand sorgt sich um den Finanzplatz Schweiz, wenn man nicht mehr «in einer wirklich neutralen Situation» sei.
Hildebrand ist zusätzlich im Vorstand des Britischen Museums, wo erst kürzlich wegen British Petroleum als Sponsor heftig demonstriert wurde. Das Kunsthaus Zürich machte in den letzten Monaten wegen der Bührle-Sammlung und deren blutiger Vergangenheit international unrühmliche Schlagzeilen.
Was die Stadtpräsidentin Corine Mauch zur vehementen Unterstützung der Einerkandidatur Hildebrands trotz diverser Negativschlagzeilen und umstrittener Positionen bewegt haben mag, wird wohl eines ihrer Geheimnisse bleiben.
Fakt ist: Die der rot-grünen Stadtpräsidentin so wichtige Diversität war für Philipp Hildebrand in seiner umstrittenen Karriere nie Thema. Und die Restitutionsfragen rund um die umstrittene Sammlung Bührle einem selber in den Medien umstrittenen Mann zu übergeben, mag, gelinde gesagt, erstaunen.
Der Klein Report bleibt an der Seifenoper mit globalem Finanzkapital dran.