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Montag
11.02.2013

Medien / Publizistik

Die Schweizer Medienbranche feierte am Freitag den Journalisten der Jahres 2012 und die Preisträger in den weiteren elf Kategorien. Trotz Erkältung sorgte Markus Wiegand, der Chefredaktor des «Schweizer Journalist», im Zürcher Carlton während der abendfüllenden Veranstaltung für Kurzweile. Sein Versprechen für Breaking News konnte er jedoch nicht einhalten.

Der Anfang des Abends verunglückte mit der Rede von John Aurlund, dem General Manager von Japan Tabacco International Schweiz (JTI), das den Anlass zum ersten Mal sponserte, allerdings tüchtig. Er erklärte den versammelten Medienleuten, wie Journalismus funktioniert. Dass man Fakten braucht, um eine Geschichte zu machen, und dass JTI eben eine Quelle für solche Geschichten sei, da das Unternehmen diese Fakten liefern könne. Die Begeisterung für den Exkurs hielt sich in engen Grenzen. Wiegand nahm den Sponsoren gegenüber dem Klein Report in Schutz. «Ich habe auch keine entsprechenden Reaktionen vernommen.»

Auch die Begeisterung für den Preis hielt sich bei manchen Gewinnern und Laudatoren in Grenzen. Tobias Trevisan von der F.A.Z., der die Laudatio für den Medienmanager des Jahres Christoph Bauer hielt, bekannte sich dazu, dass er «kein Freund von jährlichen Auszeichnungen» sei. Und der Journalist des Jahres, Peer Teuwsen, sagte, dass er «die Auszeichnung nicht sehr persönlich» nehme. «Es ist die Sehnsucht des Journalismus nach guten Texten, und für gut recherchierte Berichte die Zeit zu haben.»

Für die lakonische Bemerkung «das war jetzt wenig ekstatisch», mit der er die Stimmung lockerte, erntete Markus Wiegand beim Publikum Applaus. «Wir sind zu Begeisterung fähig, ich wusste es doch.» Die Moderation Wiegands und die vier Gänge trösteten darüber hinweg, dass nicht alle Preisträger im Kreuzverhör mit Wiegand viel Neues bekannt gaben.

Medienmanager des Jahres, Christoph Bauer, sagte auf die Frage nach dem Grund seines Weggangs bei den AZ Medien nicht viel mehr, als dass dieser «wohlüberlegt» sei, worauf Wiegand ironisch bekräftigte, «Hintergründe sind total überbewertet». Hansi Voigt, der von 1012 vom «Schweizer Journalist» angeschriebenen Journalisten in der Kategorie Chefredaktion zum Sieger gewählt wurde, sprach über seine Pläne für eine Online-Zeitung für die Schweiz. «Der mobile Markt entwickelt sich, es gibt grosse Umbrüche», sagte er. «Die Zeit ist reif, ich versuche nun Geld zu kriegen. Ich rede mit allen.»

Res Strehle, der Chefredaktor des «Tages-Anzeiger», der den Preis für die Redaktion des Jahres zum dritten Mal einheimste, nahm zum «Weltwoche»-Artikel über seine Person Stellung. «Ich hatte die Polizeibilder noch nie vorher gesehen», sagte er. «Das ist Journalismus mit harten Bandagen.» Er sei mit Suggestiv-Journalismus für alles Mögliche verantwortlich gemacht worden. «Man darf politisch sein, aber man muss sich an die Regeln und Fairness halten.»

Als Beste ihres Bereiches ausgezeichnet wurden am Freitag auch Rudolf Strahm (Preisträger in der Kategorie Kolumne), Fredy Wettstein (Sport), Hanspeter Guggenbühl (Wissenschaft), Bettina Weber (Kultur),  Philipp Löpfe (Wirtschaft), Constantin Seibt (Reportage), Gülsha Adilji (Newcomerin), Arthur Rutishauser (Recherche) und Iren Meier (Politik).

Neben der Sonntagspresse, die laut dem «Schweizer Journalist» untervertreten war, fehlten die Journalisten aus der französischen und italienischen Schweiz. «In der Westschweiz haben wir das einige Jahre gemacht, zuletzt in Kooperation mit dem Magazin `Comin`», sagte Wiegand dem Klein Report. «Nachdem `Comin` die Kooperation beendet hat, standen Aufwand und Nutzen aber in keinem guten Verhältnis mehr zueinander.» Im Tessin, wo es bis vor wenigen Jahren eine eigene Jury gegeben habe, sei das Interesse ebenfalls zu gering gewesen. Wie die Teilnahme von Journalisten aus den beiden Sprachregionen gefördert werden könnte, weiss Wiegand nicht. «Wir wären für Kooperationen offen, aber der Impuls müsste diesmal aus den Landesteilen selbst kommen.»