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Mittwoch
03.03.2004

Der Blick ins private Leben hat weiter Hochkonjunktur bei den Medien. Nach Einschätzung des deutschen Medienforschers und Direktors des Europäischen Medieninstituts, Jo Groebel, ist der «Höhepunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht», wie er anlässlich der Verleihung der Zeitschriftenpreise LeadAwards am Dienstag in Hamburg erklärte. «Zugleich hat die Enttabuisierung von ehemals privaten Bereichen aber bereits zu Gegenreaktionen geführt.» Als Beispiel dafür nannte er die Welle der Empörung, die der entblösste Busen von Janet Jackson bei der Super-Bowl-Übertragung auslöste. Andererseits gebe es zum Beispiel bei Politikern «den Trend, verstärkt ein bestimmtes Privatleben für die Medien zu inszenieren», sagte Groebel weiter. Dies diene oftmals auch dazu, die Realität zu schützen.

Groebel attestierte dem Publikum ein gutes Gespür für die Unterscheidung zwischen Show und einem authentischen Auftritt. Deshalb könne die Vermarktung von Privatheit auch zum Risiko werden. Wer selbst immer neue Details über Liebespartner, Streitigkeiten oder die Familie öffentlich mache, werde irgendwann «nicht mehr ernst genommen».