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Mittwoch
22.07.2020

Medien / Publizistik

Nachdem der «Blick» mit dem FC Thun und dem Schiedsrichter hart ins Gericht gegangen ist, überrascht das Korrigendum umso mehr...

Nachdem der «Blick» mit dem FC Thun und dem Schiedsrichter hart ins Gericht gegangen ist, überrascht das Korrigendum umso mehr...

In Fussballstadien gilt auf der Pressetribüne allgemein der gleiche Grundsatz wie auf dem Spielfeld: Die Meinungen sind schnell gemacht, genauso wie die Schiedsrichter nehmen auch die Sportjournalisten nur höchst selten einen in der Hektik des Spiels gefällten Tatsachenentscheid zurück.

Umso überraschender, dass der «Blick» in der Dienstagausgabe auf Seite zwölf eine grosse Offside-Schlagzeile vom Vortag widerrufen hat und den 1:0-Treffer des Abstiegskandidaten FC Thun gegen den Meisterschaftsanwärter FC St. Gallen doch noch als regulär einstufte.

Unter dem Titel «Fairness beim ‚Blick’» erklärte sich die Boulevardzeitung: «Gestern titelte ‚Blick’ zum Match FC Thun – FC St. Gallen: ‚Espen sind müde – und VAR schläft’. Bei der Entstehung von Thuns 1:0 hat blick.ch auf einem Standbild eine Abseitsposition von Assistgeber Salanovic ausgemacht. Und folgert: Der VAR hätte eingreifen müssen. Das Tor sei irregulär».

Klare Worte, die der «Blick» aber am Dienstag zurücknahm: «Bei genauerem Hinschauen sieht man aber: Das Standbild ist eine halbe Sekunde zu spät angehalten worden. Salanovic stand nicht im Abseits, als er auf Torschütze Bertone zurückspielte. Damit hätte Ref Fedayi San auch Note 5 statt eine 3 verdient.»

Das Korrigendum überrascht den Klein Report umso mehr, weil die «Blick»-Sportreaktion in der Onlineberichterstattung am Wochenende sowie in der Printausgabe vom Montag grobes Geschütz gegen den FC Thun sowie den Schiedsrichter und seine Assistenten aufgefahren hatte.

Unter der Schlagzeile «Espen sind müde – und VAR schläft» sowie einem Standbild mit der Bildlegende «Salanovic steht vor Bertones 1:0 hauchdünn im Offside» hatte Sportreporter Max Kern heftig in die Tasten gehämmert: «Petrus ist gestern nicht auf der Seite der St. Galler Rasselbande, VAR Lionel Tschudi in Volketswil ZH ebenfalls nicht.» Und: «51. Minute. Thuns Stürmer Munsy wurstelt sich in den Strafraum, spielt auf Salanovic. Der zurück auf Bertone. 1:0. TV-Bilder zeigen: Salanovic steht abseits. Unverständlich: Der VAR in Volketswil schreitet nicht ein!» Was zur Folge hatte, dass das «Blick»-Team Schiedsrichter San in der Spiel- und Spielerbewertung mit der ungenügenden Schulnote 3 abstrafte.

Verständlich war der Ärger in Thun über die einseitige «Blick»-Berichterstattung, der auch nach Veröffentlichung des Korrigendums anhielt. So nervte sich am Dienstag auf Twitter ein Thunfan: «Das nennt man ‚Fairness bei @BLICK‘_Sport: Sich seit Sonntag auf den @fcthun_official und #Schiedsrichter San einschiessen und mit falschem Screenshot behaupten, das 1:0 gegen @FCSG_1879 sei #Offside gewesen – und sich dann am Dienstag klein(laut) entschuldigen. #SuperLeague». Immerhin bleibt dem FC Thun und seinen Anhängern die Genugtuung, die Partie gegen die Ostschweizer überraschend 2:1 gewonnen zu haben.