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Montag
10.09.2018

IT / Telekom / Druck

«Sophia»: Die Frau ohne Unterleib

«Sophia»: Die Frau ohne Unterleib

Der momentane Superstar unter den Robotern heisst «Sophia» und war in Zürich im Schiffbau am 7. September zu sehen. Die Politologin Regula Stämpfli hat sich für den Klein Report in der «Volvo Art Session» umgeschaut.

Mit der künstlichen Intelligenz ist es ja so eine Sache: Meist mehr Kunst und Show als wahrhaftige Intelligenz. «Sophia» ist eine sehr geschickt programmierte, englisch sprechende Puppe mit Frauengesicht. Sie kann automatisch Antworten geben, beispielsweise auf die Frage, wo sie sich momentan befinde: «Ich bin in beautiful Zürich. Danke für die Gastfreundschaft.»

Ein weiterer Standardsatz, der auf Fragen wie nach dem Sinn der Welt, ihrem «Dasein» oder gar nach ihren Zielen kommt, lautet: «Ich möchte dabei helfen, ein Roboterzeitalter zu bauen, das den Planeten vor Umweltkatastrophen und anderen von Menschen verursachten Krisen schützt.» «Sophia» antwortet auf alle Fragen, selbst die unterschiedlichsten, mit vorgefertigten, klassisch politisch korrekten Antworten. Es war als antworte irgendeine junge Frau, ohne auch nur die geringste Ahnung von Politik oder künstlicher Intelligenz zu haben, zu wichtigen Zukunftsfragen höflich und freundlich, wohlwissend, dass ihr Manager im Hintegrund ihr die Antworten ins Ohr flüstert.

Künstliche Intelligenz ist «Sophia» noch lange nicht. Sie verkörpert lediglich hohe Programmierkunst kombiniert mit genialem Fotodesign. «Sophias» Gesichtsausdruck ist zwar nicht wirklich menschlich, doch menschenähnlich genug, um sich in «Sophias» Gegenwart sehr ungemütlich zu fühlen. Vor allem als Frau. Denn man steht einer durch und durch von Männern konzipierten Gestalt gegenüber: Die literarische Figur «Olimpia» im «Sandmann» von E.T.A. Hoffmann lässt grüssen.

Bei den Antworten von «Sophia» musste ich auch immer wieder an die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer denken. Dies klingt viel bösartiger als es gemeint ist. Denn die Ähnlichkeit zwischen «Sophia» und Kramp-Karrenbauer besteht in einer ziemlich mimik- und emotionsarmen Sprech- und Ausdrucksweise der beiden sowie in den ziemlich perfekt formulierten Sätzen, die das Gegenüber aber eigentümlich leer zurück lassen.

Das Treffen mit «Sophia» zeigte deshalb etwas ganz Ungewöhnliches, nämlich: Nicht die Maschinen werden «menschlicher», sondern die Menschen werden mehr und mehr auf maschinelles Verhalten, automatisches Reagieren und möglichst emotionsloses Funktionieren getrimmt.