Nur schnell unter die Haube kommen: Herkömmliche Internet-Kontaktbörsen und muslimische Eheanbahnungsinstitute wie MuslimMatch.com oder TwoMuslims.com erfreuen sich derzeit eines riesigen Andrangs. Und selbst auf Internetseiten, die eher auf religiöse oder politische Themen spezialisiert sind, finden sich Links zu Heiratsvermittlungen - zum Beispiel bei Islam-Online. «Ich bin 28 Jahre alt, Ingenieur, romantisch, sensibel, ehrlich und suche nach starken Gefühlen», schreibt beispielsweise ein Ägypter, der sich selbst als religiöser Muslim bezeichnet und bei egymatch.com auf der Suche nach seiner «gebildeten, weltoffenen, lustigen» Traumfrau ist. Und was ist mit der Traumfrau? Soll diese im Internet nun ein Kopftuch tragen oder ihr langes, wallendes Haar zur Schau stellen? «Aus religiöser Sicht ist es kein Problem, wenn die Eheanbahnung übers Internet stattfindet, solange keine Bilder von Frauen ohne Kopftuch veröffentlicht werden. Im Islam gibt es keine Vorgaben, was die Methoden der Partnersuche angeht», sagte der Generalsekretär der Weltversammlung der muslimischen Jugend (WAMY), Saleh el Wohaibi, der dpa-Korrespondentin Anne-Beatrice Clasmann.
Auch der Mufti von Ägypten, Ali Gomaa, erklärte kürzlich in einem Rechtsgutachten, dass nichts gegen die Internet-Heiratsvermittlung für Muslime spreche, «solange die Suchenden keine falschen Angaben machen». Zusätzlich zu den üblichen Angaben wie Grösse, Beruf, Alter und Freizeitaktivitäten wird in einigen Heiratsforen auch explizit nach dem Grad der Religiosität und in einigen Fällen auch nach «Kopftuch/kein Kopftuch» gefragt. Eines ist jedoch allen muslimischen Kontaktbörsen gemein: Ihre Betreiber weisen die Suchenden ausdrücklich darauf hin, dass die Vermittlung ausserehelicher Beziehungen zwischen Männern und Frauen ausgeschlossen ist. Und dass niemand versuchen sollte, hinter dem Rücken der Eltern persönlichen Kontakt zu einem Interessenten aufzunehmen. Heirats-Webseiten sind demnach nichts anderes als elektronische Varianten der älteren Frauen, die in Saudi-Arabien mit den Lebensläufen heiratswilliger Männer Familien besuchen, die junge Frauen im heiratsfähigen Alter haben. Diese Verkupplung kostet 150 bis 300 Franken.
Montag
17.05.2004