Neuordnung nach dem Konkurs der Publicitas: Viele kleine und Kleinstverleger haben inzwischen eine neue Lösung für ihre Print-Titel gefunden und versuchen so, den von der P prognostizierten Werbewegfall abzufangen.
Mit dem Schritt in die Eigenvermarktung geht der «Touring» seinen ganz eigenen Weg. Im Interview mit dem Klein Report erklärt Reto Kammermann, Verlagsleiter des Touring Club Schweiz (TCS), welches die umsatzmässigen Folgen des P-Untergangs sind.
Können Sie kurz ausführen, was für den Entscheid ausschlaggebend war, in die Eigenvermarktung zu gehen?
Kammermann: «Wir hatten die Eigenvermarktung schon bei der letzten Ausschreibung 2016 mit in unsere Überlegungen einbezogen. Angesichts der Entwicklung bei Publicitas in den letzten sechs Wochen sind wir zur Überzeugung gelangt, dass dies der richtige Zeitpunkt zum Wechsel ist. Dies auch, weil wir glauben, dass die crossmediale Vermarktung der neuen Werbeformen beim TCS dadurch effizienter wird und wir bei Kooperationen mit Kunden flexibler sind. Ausserdem hatten wir Feedback unserer Kunden, dass diese es schätzen würden, wenn die Ansprechpartner direkt beim Verlag angegliedert sind.»
Welches waren nach dem Konkurs der Publicitas die Alternativen?
Kammermann: «Wir hatten nach dem Bekanntwerden unserer Kündigung bei Publicitas verschiedene Anfragen von mittleren und grossen Vermarktern, welche Interesse bekundet haben, den `Touring` in ihr Portfolio aufzunehmen.»
Vor dem P-Untergang wurde den Verlegern vorgerechnet, dass der Konkurs zu einem Wegfall von etwa zehn Prozent der Werbeaufträge führen würde. Diese Zahl soll in den kommenden Jahren auf 20 Prozent anwachsen: Hat sich diese Einschätzung bestätigt?
Kammermann: «Dies war eine Prognose beziehungsweise Einschätzung der Publicitas, welche wir nicht teilen. Um dies abschliessend zu beurteilen, ist noch zu wenig Zeit vergangen. Fest steht, dass heute gleich viele und vor allem dieselben Leute für den Anzeigenverkauf des `Touring` arbeiten, wie vorher bei der Publicitas. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesem Team die Umsätze sicher halten, mit den neuen Online Assets sogar noch steigern können.»
Können Sie einige Sätze dazu sagen, wie sich der Konkurs auf den «Touring» ausgewirkt hat?
Kammermann: «Zuerst einmal hat uns das schnelle Ende der Publicitas überrascht. Und wie wohl die meisten Verleger haben auch wir noch offene Forderungen bei der Publicitas. Davon abgesehen waren wir stark gefordert, in sehr kurzer Zeit die unserer Ansicht nach beste Lösung zu finden und zu implementieren. Das ist uns bis jetzt, auch dank der Mithilfe und dem Verständnis unserer Kunden, gut gelungen.»
Wie weit ist der «Touring» mit der Implementierung?
Reto Kammermann: «Bis alle Automatismen reibungslos funktionieren, wird es noch einige Zeit dauern. Die interdisziplinären Teams beim TCS arbeiten mit Hochdruck daran, diese Übergangsphase möglichst kurz zu halten. Wir sprechen dabei nicht von Monaten, sondern höchstens von Wochen. Auf jeden Fall ist ein hochmotiviertes Team am Werk, das von den Kunden geschätzt wird und welchem sich dank der jetzigen Nähe zu Redaktion und Verlag ganz neue Möglichkeiten erschliessen.»