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Montag
25.04.2022

Medien / Publizistik

Heinz-Karrer-im-Interview-mit-dem-Klein-Report-April2022-Klein-Report

Er ist einer der Topmanager in der Schweiz. Erfolgreich in verschiedenen Konzernen, bestens vernetzt und verliebt in die Berge: Heinz Karrer (62).

Im Interview mit dem Klein Report spricht er mit Klein-Report-Journalist André Häfliger über die Medienbranche, den Mangel an IT-Personal, professionelle Kommunikationsstellen und was er als ehemaliger Handballspieler und Sportskanone sonst noch alles macht.

Von 2002 bis 2014 war er Chief Executive Officer (CEO) des Energiedienstleistungskonzerns Axpo Holding und präsidierte von 2013 bis 2020 den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse.

Wie beurteilen Sie die Situation der Schweizer Medienbranche?
Heinz Karrer:
«Die Medienbranche ist seit über 20 Jahren, insbesondere wegen der Digitalisierung, kommerziell stark unter Druck. Die damit verbundenen Strategien der Medienunternehmen sind bezüglich digitaler Geschäftsmodelle sehr unterschiedlich.»

Was läuft gut?
Karrer:
«Die digitalen Möglichkeiten müssen nutzbar gemacht werden. So, wie es andere Branchen auch tun. Im Contentbereich geht es um Angebote in Text, Ton, Bild und Video, individualisiert und personifiziert, und Interaktionen mit Leserinnen und Lesern. Mit anderen Worten: Es geht um das Stiften eines einzigartigen Nutzens, für den es sich lohnt zu bezahlen. Im Nicht-Content-Bereich geht es um kommerzielle digitale Dienstleistungsangebote wie Plattformen für beispielsweise Immobilien, Stellensuche und anderes mehr.»

Was läuft aus Ihrer Sicht nicht gut?
Heinz Karrer:
«Die traditionellen Medien einfach nur digital stattfinden lassen, also ohne Mehrnutzen.»

Wie nehmen Sie die Digitalisierung in der Kommunikationsbranche wahr?
Karrer: «Wer nicht über die Fähigkeiten verfügt, sich in und mit den sozialen Medien zurechtzufinden, wird nicht überleben. Wie in allen anderen Branchen gibt es hier hervorragende Unternehmen, aber auch solche, die noch Luft nach oben haben.»

Zurzeit hat es in der Schweiz zu wenige gut ausgebildete Digital-Leute. Welches sind Ihre ganz persönlichen Erfahrungen diesbezüglich?
Heinz Karrer: «Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir Informatik in den Schulen zu lange vernachlässigt haben. Aber es ist natürlich auch so, dass der Bedarf in der Privatwirtschaft, aber auch in der Verwaltung, exponenziell gestiegen ist. Viele Unternehmen helfen sich mit dem sogenannten Near- and Offshoring. Das heisst, man sucht Partnerunternehmen beispielsweise in Ost- und Südeuropa oder sogar in Asien.»

Was macht die perfekte Kommunikationsstelle für Sie aus?
Karrer:
«Sie ist professionell, schnell, antizipierend und dialogfähig. Und sie verfügt über eine Newsroom-Infrastruktur.»

Wie stark ist Ihr Einblick in die Werbebranche?
Heinz Karrer: «Ich war in meiner beruflichen Zeit Auftraggeber bei Intersport, Ringier, Swisscom, Axpo und Economiesuisse. Zudem haben wir in der Familie eine selbständige Art-Direktorin, die Verlobte unseres ältesten Sohnes.»

Was braucht ein gelungener TV-Werbespot?
Karrer:
«Die Botschaft muss auf den Punkt gebracht werden, manchmal ernsthaft, manchmal humorvoll mit einem Augenzwinkern.»

Welche Plakatwerbung spricht Sie an?
Heinz Karrer:
«Es ist eher die originelle, humorvolle und witzige Werbung. Ich erinnere mich etwa an Ikea und Lollipop.»

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit beim Ringier-Verlag?
Karrer:
«Es war eine faszinierende und lehrreiche Zeit. Ein Medienunternehmen von innen kennenzulernen, hat mir bei meinen beruflichen Tätigkeiten geholfen, Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit besser zu verstehen.»

Und bei der Axpo?
Heinz Karrer:
«Bei der Axpo habe ich zwölf Jahre gearbeitet und daher unzählige Erinnerungen. Es sind unvergessliche Begegnungen mit Mitarbeitenden und Geschäftspartnern im In- und Ausland. Es sind die vielen Grossprojekte bei den Wasserkraftwerken, dann die Wind-Offshore-Anlagen sowie der Bau der Trans Adriatic Pipeline. Ich erinnere mich aber auch an all die Krisensituationen.»

Und was machen Sie heute?
Karrer:
«Ich habe verschiedene Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandate, bin zusammen mit Kollegen Mitinhaber von Firmen, aber auch Einzelinvestor. Ich engagiere mich in der Weiterbildung und unterstütze Menschen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Dann habe ich noch ein paar Hobbys, denen ich jetzt mehr nachgehen kann.»

Wie viele und wie hohe Berge haben Sie dieses Jahr bestiegen?
Heinz Karrer: «Leider noch nicht sehr viele, denn aufgrund der Wettersituation konnte ich erst vier grössere Skitouren unternehmen. Dies im Berner Oberland und in der Montblanc-Region, Berge zwischen 3200 und 3600 Metern über Meer hoch.»

Ihr höchster je erklommener Gipfel?
Heinz Karrer:
«Das ist Ranrapalca. Er ist 6162 Meter hoch und liegt in den Cordillera Blanca, in den peruanischen Anden.»

Welche anderen Sportarten üben Sie noch aus?
Karrer:
«Nebst Bergsteigen, Sportklettern und Skitouren jogge und bike ich sehr gerne, fahre Ski und spiele mit meiner Familie Tennis.»

Warum sollte ein Teenager Handball spielen?
Heinz Karrer:
«Als leidenschaftlicher Handballspieler fehlt mir natürlich jede Objektivität. Aber Handball ist eine schnelle und athletische Sportart und braucht meines Erachtens viel Kreativität und Spielintelligenz. Handball ist ein Teamsport – es gilt, als Gruppe ein Ziel zu avisieren und dies möglichst zu erreichen. Es geht darum, als Team mit Niederlagen umzugehen und sich zusammen über Erfolge zu freuen. Handballkollegschaften halten ein Leben lang.»