Und plötzlich funktioniert es wieder. Wie in alten Tagen stellt sich Neo-Schweizerin Tina Turner der Presse. Was ist passiert?
Keine neue CD, keine Konzertankündigung - nein, Tina Turner macht Werbung! Man kann es kaum glauben, dass die im November 75 Jahre alt werdende ewig junge Rock`n`Soul-Röhre wieder Interviews gibt. Und dazu noch Werbung macht! Für die Kommunikations-App iO von Swisscom hat sich Tina Turner als Werbeträgerin unter Vertrag nehmen lassen.
Und zu einem solchen Deal gehören auch öffentliche Auftritte und Pressetermine. Ein Wunder, dass dieser Fakt - die grosse Tina Turner als Werbeikone - in der deutschen Presselandschaft bis heute noch kein Thema war.
An solchen Ansinnen, den Weltstar zu einem Interview zu bewegen, bissen sich die Schweizer Medien in den letzten Jahren regelmässig die Zähne aus. Ein Star vom Format Tina Turner liess sich höchstens von grossen ausländischen Medien interviewen.
Andere spontane Anfragen, auch wenn eine Tournee anstand oder eine neues Album, prallten beim Turner-Manager Roger Davies in London regelmässig ab. Fragte man ihren heutigen Ehemann Erwin Bach, wies dieser auf Davies hin. Nix zu machen, der Manager entscheidet.
«Exklusiv! Zu Hause bei Tina Turner» titelte die «Schweizer Illustrierte» von vergangener Woche. Mit Fotoaufnahmen von Presseagenturen aufgemacht war immerhin das Interview original. Dazu empfing die Musiklegende die SI-Reporter Grütter und Franzoso zum Interview. Dabei spielte die Swisscom-App nur eine Nebenrolle. iO wurde nur in einem kleinen Abschnitt, nicht hingegen im Lead erwähnt.
«Mein Name ist Anna Mae Bullock, aber mein Künstlername ist Tina Turner, guten Abend», parlierte sie auf Deutsch. Und fügte hinzu: «Aber ich kann natürlich noch mehr deutsch.»
Die Sprache sei unglaublich schwierig. Sie möchte sie aber wirklich beherrschen und fliessend sprechen können, «und nicht nur einzelne Wörter benutzen».
Von wegen exklusiv! Am Tag nach der «Schweizer Illustrierten» wartete der «Blick» mit einem Tina-Turner-Interview auf. Mit Hinweis auf die «Schweizer Illustrierte», aber immerhin auch mit einem Gespräch, das «Blick»-Reporterin Cinzia Venafro mit der Rock-Königin führte. Das Thema in etwa dasselbe: Viel Tina, wenig iO-App. Trotzdem war es schön, die bekennende Zürcherin wieder einmal von ihrer privaten Seite zu sehen.
Die hatte sie kürzlich schon einmal gezeigt - im Team mit ihrer spirituellen Gesangsgruppe Beyond zusammen mit Regula Curti und Tibet-Sängerin Dechen Shak-Dagsay. Das Trio hatte sein drittes Album mit religiösen Mantras veröffentlicht, und zu dritt hatten sie sich auch der Presse gestellt - Tina ganz bescheiden im Hintergrund. Ihr Name zieht noch immer; das Album schaffte es locker in die Schweizer Top Ten.