Ein Hund sitzt am Richterpult und schaut mit einer Richterperücke ausgestattet auf den Angeklagten: Dies ist keine Szene aus einem Märchen, sondern das Plakat des Jahres 2013. Die Zürcher Werbeagentur Ruf Lanz hat die Plakate, auf denen verschiedene Tiere als Richter zu sehen sind, im Auftrag der Stiftung für das Tier im Recht gestaltet.
«Die Siegerkampagne rüttelt mit klugen, visuellen Mitteln wach und erinnert uns an den Missstand der Tierquälerei», begründete die Jury unter Präsident Christian Brändle, Direktor des Museums für Gestaltung, ihre Entscheidung. In der 20-köpfigen Jury sass auch Ruf Lanz-Agenturinhaber Markus Ruf.
Das Motiv der richtenden Tiere überrascht, der Klein Report fragte bei Markus Ruf (Bild rechts) nach, wie die Idee dazu entstanden ist: «In der Praxis werden Verfahren wegen Tierquälerei immer wieder eingestellt oder hinausgeschoben. Und im Fall einer Verurteilung kommen Tierquäler oft mit läppischen Geldstrafen davon, die niemandem wehtun. Da haben wir uns gedacht: Wenn Tiere selber richten könnten, würde Tierquälerei viel härter bestraft werden. Diese Botschaft haben wir dramatisiert, indem wir Hunde, Katzen, Pferde und Schafe in ungewohnter Richterpose zeigten», erklärte Ruf.
Ruf Lanz gewann beim diesjährigen Swiss Poster Award nicht nur die Hauptkategorie «Poster of the year», sondern konnte noch weitere sechs Auszeichnungen mit nach Hause nehmen. Eine erfolgreiche Bilanz für die Zürcher Agentur, die sich damit von der Konkurrenz abheben konnte.
Über die Konkurrenz scheinen sich die kreativen Köpfe aber wenig Gedanken zu machen: «Unser Ziel ist es, unseren Auftraggebern die nötige Aufmerksamkeit beim Publikum zu verschaffen», sagte Agenturinhaberin Danielle Lanz dem Klein Report. «In einer Welt der permanenten Reizüberflutung braucht Werbung mehr den je einen Einfall, der die Botschaft so überraschend verpackt, dass das Publikum sie überhaupt noch aufnehmen will.»
Neben den Arbeiten der eigenen Agentur gefiel Lanz von den am Donnerstagabend ausgezeichneten Plakaten das Max Shoes-Motiv von Jung von Matt/Limmat besonders gut: «Reduced to the Max im wahrsten Sinn des Wortes. Dasselbe gilt für die Garnier-Bärte von Publicis. Bei den Poster Innovations gefällt mir unsere Kampagne für die Schweizer Milchproduzenten sehr gut: Plakate an den Seilbahnstationen, die so platziert wurden, dass es wirkt, als würde die Kuh `Lovely` die ganze Seilbahn ziehen.»
Nach seiner Faszination für das Werbemittel Plakat gefragt, antwortet Ruf mit einem Gleichnis: «Ich war über Weihnachten in Kambodscha. Dort gibt es grandiose Künstler, die Elefantenskulpturen schnitzen. Wenn man sie fragt, wie sie das hinkriegen, sagen sie: `Man muss einfach alles weglassen, was nicht nach Elefant aussieht.` Mit einem guten Plakat verhält es sich ähnlich: Es zwingt zum Weglassen, zur Reduktion aufs Wesentliche. Eine verblüffende Idee und ihre schnörkellose Umsetzung - das gefällt uns. Und offenbar auch der Jury.»