Vom Komponisten Johann Sebastian Bach gibt es naturgemäss weder Fotos noch Videos. Das haben die Bach-Wochen Thun jetzt geändert – und einen PR-Gag gelandet.
Im Turmsaal von Schloss Holligen in Bern, der als Saal der ehemaligen Thomasschule Leipzig durchgehen könnte, haben die Veranstalter des Bach-Events ein Video drehen lassen. In der Hauptrolle das Barockgenie Johann Sebastian Bach.
Der kurze Film zeigt die Fertigstellung des einzigen im Original erhaltenen Porträts von Bach, gemalt vom deutschen Maler Elias Gottlob Haussmann.
Auf Grundlage dieses 1748 gemalten Bildes wurde vom iranischen 3D-Künstler Hadi Karimi ein dreidimensionales Modell von Bachs Gesicht erstellt. «Fotorealistisch», beteuern die Thuner Bach-Veranstalter in einer Mitteilung.
In der Postproduktion des Films wurde das Gesicht des Leipziger Schauspielers Christoph Müller, der die Rolle von Bach spielt, mithilfe von künstlicher Intelligenz durch das digital rekonstruierte Gesicht Bachs ersetzt.
Dieser sogenannte Deepfake zeigt Bach als lebenden Menschen. Das Bach-Gesicht, wie es das Haussmann-Gemälde durch die Jahrhunderte konserviert hat, wurde dem Körper des Schauspielers Christoph Müller aufgepfropft.
Der Plott des Videos ist schnell erzählt: Bach steht für Haussmann Modell, der das Porträt des Meisters fertigstellt. Dabei ist unübersehbar, dass Bach eigentlich keine Zeit hat, Modell zu stehen. Eine Komposition – was sonst? – harrt der Vollendung. Immerhin hat Johann Sebastian Bach zum Zeitpunkt des Modell-Stehens nur noch zwei Lebensjährchen vor sich. Er stirbt 1750.
Der Clip endet mit einer Bitte Bachs, gesprochen in thüringischem Sächsisch, Bachs Muttersprache: «Doch Ihnen, hochgeehrde Liebhaber mein’r Music, sei diese Bitte gnäädch anbefohlen: Der Aufführung des gefälligen Collegium Musicum Bachwochen Thun zu assischdier’n und mir sodann Ihre geschätzte Nachricht darüber freindlichst zu ertheile!»