Das Mikrozeitungsprojekt «ONZ Obwalden und Nidwalden Zeitung» ist aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Gemäss dem Businessplan war es das Ziel, im ersten Geschäftsjahr rund 4000 Abonnenten zu gewinnen und diese Zahl bis ins dritte Geschäftsjahr auf 8000 zu steigern. Doch die Zahl der Abonnenten pendelte sich bei 3000 ein.
Auch im Inseratebereich lagen die Einnahmen stets rund ein Drittel unter den Erwartungen. Als Vergleichsgrösse wurden die Zahlen der nach dem gleichen Konzept erscheinenden «Jungfrau Zeitung» im Berner Oberland hinzugezogen. Doch die Werbekunden engagierten sich gemäss Verlag von Beginn weg nur sehr zögerlich bei der ONZ, das Verkaufsteam wurde betreffend Inserateschaltungen immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Zudem steuerte die Publicitas kaum einen Werbefranken bei, da sie bei der Konkurrenz engagiert war.
«Unser Businessplan war zu optimistisch», erklärte am Donnerstag ONZ-Verwaltungsratspräsident Thomas Gasser im Gespräch mit dem Klein Report. «Wir dachten, dass unsere Zeitung bei der Leserschaft und der Werbekundschaft auf grösseres Interesse stossen würde, als es schliesslich der Fall war», erläuterte er. Schliesslich sei das wirtschaftliche Potenzial der Kantone Nid- und Obwalden grösser als dasjenige der Jungfrau Region, in der das von Urs Gossweiler entwickelte Mikrozeitungskonzept mit zwei Printausgaben pro Woche und einem Onlineportal bestens funktioniere.
«Wir haben unterschätzt, wie die `Neue Luzerner Zeitung` auf unser Projekt reagieren würde», gestand Gasser ein. Vor dem ONZ-Start habe die NLZ gewöhnlich das aktuelle Geschehen in den Kantonen Nid- und Obwalden auf einer Doppelseite zusammengefasst, als Reaktion auf die Mikrozeitung aber die Berichterstattung auf acht Seiten pro Tag ausgebaut. Dementsprechend sei auch das Bedürfnis der NLZ-Leserschaft gesunken, ihre Abozeitung zu wechseln. «Bei gleichem NLZ-Angebot wie heute hätten wir 2010 den Markteinstieg nicht gewagt», erklärte Thomas Gasser dem Klein Report. Und noch eine andere Konkurrenz hätte der ONZ das Leben (zu) schwer gemacht. «Die Gratisanzeiger der Kantone Nid- und Obwalden gingen eine Kooperation ein und traten mit der Publicitas im Schlepptau gegen uns an», so Gasser. Zur ONZ selber habe die Publicitas kaum einen Werbefranken beigesteuert.
«Angesicht der veränderten Marktsituation wäre die `Obwalden und Nidwalden Zeitung` wohl erst nach vier statt wie erhofft nach zwei Jahren rentabel geworden, doch liessen sich keine zusätzlichen Kapitalmittel mehr erschliessen», erklärte Thomas Gasser dem Klein Report. Das Aus für die Mikrozeitung sei daher unausweichlich gewesen, als Verwaltungsrat stehe man in der Pflicht, den Businessplan umzusetzen und für eine ausgeglichene Bilanz zu sorgen. «Wie schon bei der Lancierung angekündigt, waren die drei Millionen Franken Aktienkapital immer nur für die Finanzierung für die ersten zwei Jahre gedacht, anschliessend sollte die Zeitung selbsttragend sein», zeigte Gasser dem Klein Report auf.
Als man aber zu Jahresbeginn erkannt habe, dass 2012 nicht einmal das Minimalziel erreichbar sei, habe man sich für die Einstellung des Projekts entschieden. «Wir wollten Liquiditätsengpässe oder gar einen Konkurs vermeiden und haben uns deshalb rechtzeitig für eine geordnete Liquidation entschieden», sagte Gasser. Diese Liquidation ermögliche das Einhalten der Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden. So haben auch die Abonnentinnen und Abonnenten der ONZ die Möglichkeit, eine Rückzahlung für nicht vollständig erbrachte Leistungen anzufordern. Wie genau die Abonnenten dabei vorgehen müssen, erfahren sie in der Ausgabe vom Freitag, 2. März - der Abschiedsnummer der ONZ.
Zu einem späteren Zeitpunkt werden auch die Onlinekanäle abgeschaltet. «Ein Weiterführen der ONZ als Onlineportal haben wir zwar kurz andiskutiert, doch haben wir uns dagegen entschlossen, weil es sich nicht um ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell handelt», so Gasser. Insbesondere die Werbekunden hätten sich nicht für ein reines Onlineprojekt begeistern lassen.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, ein Zeitungsprojekt auf die Beine gestellt zu haben, dessen publizistische Qualität unbestritten war. «Journalistische Koryphäen haben unsere Zeitung bei Blattkritiken immer sehr viele Komplimente gemacht, die mehr als 30 000 Onlinenutzerinnen und -nutzer pro Monat bewiesen ebenfalls, dass wir ein gutes Produkt herstellten», sagte Thomas Gasser dem Klein Report. Deshalb bedauere er es umso mehr, dass künftig in den Kantonen Nidwalden und Obwalden wieder ein Medienmonopol herrsche.