Als hätte die «erweiterte Bundesverwaltung» nichts Besseres zu tun, zanken die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) und das staatsnahe Unternehmen Swisscom fröhlich weiter. Neuster Streich ist die am Donnerstag veröffentlichte Comcom-Verfügung, welche die Swisscom «zwingen» will, ihren Mitbewerbern sämtliche mietleitungsfähigen Übertragungstechnologien und Ethernet-Dienste zu tieferen Preisen anzubieten. Mietleitungen sind Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die eine exklusive Datenübertragung ermöglichen und von Telecom-Anbietern hauptsächlich Unternehmen angeboten werden.
In zwei parallelen Verfahren hat die Comcom entschieden, dass Swisscom bei den Mietleitungen im Anschlussnetz marktbeherrschend ist. «Im Fernnetz ist Swisscom dort nicht marktbeherrschend, wo neben ihr mindestens zwei weitere Netzbetreiber Mietleitungen anbieten können», schreibt die Comcom in ihrer Mitteilung am Donnerstag. Swisscom wird nun von der ComCom zum einen verpflichtet, für Mietleitungen mit Bandbreiten von 2 Mbit/s (2 Millionen Bit pro Sekunde) bis 10 Gbit/s (10 Milliarden Bit pro Sekunde) bis Ende Mai 2010 ein Angebot mit kostenorientierten Preisen zu publizieren. Zum andern hat die Comcom die Wiederverkaufspreise für Mietleitungen in diesem Bereich rückwirkend für die Jahre 2007, 2008 und 2009 um 15 bis 30% gesenkt.
Selbstverständlich kontert der Blaue Riese umgehend mit einem eigenen Communiqué: «Swisscom ist der Meinung, dass dieser Entscheid die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht genügend berücksichtigt.» Gemäss Angaben der amtlichen Fernmeldestatistik für das Jahr 2008 hätte der Marktanteil von Swisscom im Wiederverkaufsmarkt lediglich 15% bei den Übertragungskapazitäten über 2 Mbit/s betragen. «Durch eine Regulierung des gesamten Mietleitungsmarkts sowie der Ethernet-Dienste verliert Swisscom ihre Flexibilität bei der Produkt- und Preisgestaltung und wird gegenüber ihren Mitbewerbern im wichtigen Geschäftskundenmarkt benachteiligt», schreibt die Swisscom weiter.
Die Telecom-Firma Sunrise hingegen zeigt sich erfreut darüber, dass die Comcom die Preise rückwirkend markant senken will. «Dank der tieferen Zugangspreise wird Sunrise künftig in der Lage sein, attraktive Angebote zu machen - insbesondere im hart umkämpften Markt für Grosskunden», schreibt Sunrise in einer Mitteilung ebenfalls am Donnerstag. Mit dem Entscheid der Comcom hätte sich Sunrise mit ihrer Klage auf breiter Front durchsetzen können. Nebst den für den Markt wichtigen Angebots- respektive Preiskorrekturen freut sich Sunrise vor allem auch über die Verpflichtung zu konkurrenzfähigen Qualitätsvorgaben, die der Swisscom neu ebenfalls auferlegt werden.
So darf man auf den nächsten Akt dieses Theaters gespannt sein. Und der wird so sicher folgen wie das Amen in der Kirche.
Donnerstag
11.03.2010



