Die Führungsspitze des Innerschweizer Regional-TVs TeleTell hat gekündigt: Geschäftsführer Hansruedi Hottiger, Redaktionsleiterin Monika Senn und Marketingleiterin Esther Infanger verlassen den Sender, wie sie am Freitag bekannt gaben. Die Gründe liegen in den massiven Budgetkürzungen und der Neustrukturierung der Leitungsebene. «Ich sehe in der neuen Struktur weder persönliche noch berufliche Perspektiven», erklärte Geschäftsleiter Hottiger auf Anfrage von Klein Report. Ähnlich ergeht es Redaktionsleiterin Monika Senn: «Die Bedingungen für ein gutes Regional-TV waren schon immer schwierig. Jetzt aber wird es noch enger.» So sei die Redaktion von 7 auf 5,5 Stellen gekürzt worden. «Schon heute laufen wir am Limit: Täglich produzieren drei VJs zehn Minuten News-Programm. Da kann sich niemand erlauben, auch nur eine Grippe zu haben.» Zusätzlich soll Ende Jahr wegen mangelndem Zuschauerinteresse die Sendung «Montana-Talk» gestrichen und durch eine neue, noch zu bestimmende Sendung ersetzt werden.
Hinzu kommt das schwierige Verhältnis mit dem Mutterhaus. Seit Jahren kriselt es zwischen TeleTell und TeleM1, die beide zur AZ-Mediengruppe gehören und eng zusammenarbeiten. So werden nicht nur Beiträge und Programme ausgetauscht, sondern die Sendungen aus Luzern werden auch in Aarau zusammengefahren. «Da treffen zwei völlig verschiedene Kulturen aufeinander. Die Innerschweiz hat andere Bedürfnisse als der Kanton Aargau», erklärte ein TeleTell-Mitarbeiter dem Klein Report. «Intern sind wir nur ein Satellit - nach aussen aber müssen wir als eigenständiger Sender auftreten.»
Nun wird die Führung noch stärker zentralisiert. Konkret: Die Leitung des Luzerner Senders hat ihren Sitz in Aarau mit dem publizistischen Leiter und Chefredaktor von TeleM1, Heinz Lang. Die Geschäftsführung übernimmt Florenz Schaffner, Leiter der elektronischen Medien der AZ-Medien-Gruppe. Auch das Marketing wird zentral geleitet, neu durch den Leiter Marketing & Kommunikation, Kurt Schudel, noch Verkaufsleiter beim Business Guide to Switzerland / GTS-Verlag. Neuer Verkaufsleiter ist Michele Macaluso, bis anhin nur für TeleM1 zuständig. Und als neuer TeleTell-Redaktionsleiter agiert ab Mitte November Ernst Meier, derzeit noch Leiter von AZ-online.
Die Neustrukturierung wurde nötig, nachdem TeleTell trotz Steigerung der Zuschauerzahlen (Tagesreichweite über 100 000) massive Probleme bei den Einnahmen hatte. «Sie liegen bei TeleTell rund 20 Prozent unter Budget, während sie bei Tele M1 sogar über dem Budget sind», sagte Florenz Schaffner zum Klein Report. Als Gründe dafür führte er die schlechte Wirtschaftslage (allgemein, vor allem aber auch bei den KMUs in der Innerschweiz) sowie ein «unkoordiniertes Vorgehen im Verkauf» an. Das soll sich mit der neuen Organisation ändern. Und vom Zusammenrücken der beiden Redaktionen verspricht sich Schaffner eine Qualitätssteigerung der Inhalte: «Durch eine genaue Planung wird das Programm verbessert.» Dies ermögliche auch die Streichung von 1,5 Redaktionsstellen. «Doch noch immer sind täglich mindestens drei VJS aus der Region in der Innerschweiz unterwegs», so Schaffner. Die Abgänge der drei Führungsleute bedaure er: «Ich sehe darin aber auch eine Chance für einen Neubeginn und bin froh, dass wir die wichtigsten Posten bereits neu besetzen konnten.» Vergleiche: Tele M1 und Tele Tell setzen auf Information, Tele M1 mit neuem Chefredaktor, Tele M1: Geschäftsführer verlässt Sender
Freitag
04.10.2002