Mit deutlich weniger Aufwand und Pomp als in den vergangenen Jahren präsentieren sich die 37 TV-Sender und 8 Vermarktungsfirmen an der Telemesse 2002 in Köln (19. und 20. August). Nach einer Hochrechnung der Veranstalter kamen mit 5 500 rund gleichviel Besucher zum Branchentreffen wie letztes Jahr. Die Sender präsentieren insgesamt viel Bekanntes - beziehungsweise neue Varianten bekannter Formate. Absolut im Vormarsch: Gerichtsshows, Sendungen mit kriminaltechnischen Inhalten und Formate a la «Pop Idol» zur Suche neuer Musikstars und -sternchen, schreibt der Branchendienst Horizont. Unter den Vermarktern scheint der Wettbewerb um die Werbekunden gegenüber den vergangenen Jahren deutlich schärfer zu werden: Nicht nur die verbalen Attacken auf die direkten Konkurrenten fallen kräftig aus, auch der Wettbewerb zwischen TV und Print auf dem Werbesektor scheint an Brisanz zu gewinnen. RTL-Chefvermarkter Walter Neuhauser meint beispielsweise, er hätte nichts dagegen, wenn der TV-Anteil am Gesamtwerbekuchen noch ein bisschen ausgeweitet werden könnte.
Was die Zukunftsaussichten der TV-Werbung betrifft, gebe es zur Zeit wenig Anzeichen, dass sich die Situation sich bessere, so ProSiebenSAT.1-Vorstandsvorsitzender Urs Rohner. Er rechnet für 2002 mit einem Rückgang der Werbeeinnahmen von 5% gegenüber dem Vorjahr. Im 4. Quartal, so der Exil-Schweizer Rohner, werde es wieder einen Anstieg des Umsatzes geben. Was nicht allzu schwer sein wird, brach doch der Werbemarkt im 4. Quartal des letzten Jahres wegen den Terroranschlägen vom 11. September fast vollständig zusammen. Düstere Mine bei RTL-Chef Gerhard Zeiler: Bei seiner Show am Montag wies er deutlich auf die schlechter werdende Lage hin und lachte kein einziges Mal. Dagegen versuchten ProSieben und SAT.1 die Situation mit den Komikern Harald Schmidt und Stefan Raab aufzuhellen.
In Deutschland werden jährlich rund 5 Mrd. Euro in die Werbung investiert. Doch: Die Zahl der Spots ist trotz rückläufiger Investitionen in die Fernsehbranche dieses Jahr angestiegen. Der Grund dafür sei simpel, weiss Achim Rohnke, Geschäftsführer der ARD-Werbetochter ARD Sales & Services: «Die meisten Vermarkter gewährten ihren Kunden Freispots und kräftige Rabatte.» Die Preisbrecher ärgern die Konkurrenz. Auch die ARD treffe die Flaute. Laut Rohnke beträgt die Ausbuchung, die im Vorabendprogramm lange bei 100% lag, in diesem Herbst nur bei 80%. Da aber nicht so hohe Rabatte gewährt würden, blieben 70 bis 75 Cent von jedem brutto umgesetzten Euro übrig. Bei der ProSiebenSAT.1 Media AG, so hat der ARD-Mann nachgerechnet, seien dies nur 53 Cent.
Dienstag
20.08.2002