Es war ein Meilenstein, als am 26. August 1956 die «Film- und Fernsehzeitschrift» mit dem Titel «Bravo» zum ersten Mal erschien.
Seither haben Generationen von Jugendlichen darin gelernt, wie man richtig küsst und welche Tipps Dr. Sommer sonst noch so für Pubertierende in der Hinterhand hält.
Cool oder «toll», wie man damals noch sagte, waren die «Starschnitte», mit denen man seine Freunde in Funk und Fernsehen hautnah ins Schlafzimmer holen konnte, schon lange bevor diese ihren Facebook-Account eröffneten. Der erste «Bravo-Starschnitt» zeigte im Jahr 1959 Brigitte Bardot in Lebensgrösse.
Diese interessiert sich inzwischen nur noch für Tiere und auch sonst hat sich die Welt seither verändert. «Tik tok, tik tok» hört man die Uhr ticken, wenn diese vielleicht ein «Vintage»-Modell und noch nicht von Quarz getrieben ist.
Für «Bravo» bedeuteten all diese Neuerungen: Die Marke, die in ihren besten Zeiten über eine Million Printhefte in der Woche verkaufte, erscheint heute noch einmal pro Monat. Immerhin mit einer Auflage von 83'000. Aber einiges besser schaut es für das schon lange nicht mehr als «Schmuddelheft» gescholtene Jugendmedium im Internet aus.
Laut einer Mediennutzungsstudie der «Bravo» haben heute 91 Prozent der 10- bis 14-Jährigen ein Smartphone. Bei den über 15-Jährigen sind es 99 Prozent. Und von diesen sind einige nach wie vor an «Bravo» interessiert, wie Chefredaktorin Digital Yvonne Huckenholz sich freut.
Auf Instagram hat die «Bravo» nach Angaben des Verlags mehr als 579’000 Follower, auf TikTok mehr als 270’000. «Junge Menschen finden Magazine nicht doof – es ist aber eben nicht ihr Massenmedium», so Huckenholz. Und was vielleicht auch für andere Titel eine Hoffnung für die Zukunft sein könnte: «Tendenziell entwickelt sich Print für die junge Zielgruppe immer mehr hin zum Luxus-Objekt.»
Die Münchner Zeitschriftenredaktion gibt es inzwischen nicht mehr. Seit Beginn 2021 wird der Content in der gedruckten «Bravo» von einem externen Kölner Redaktionsbüro geliefert.
Die Marke, zu der auch die «Bravo Hits»-CDs gehören, wird aber überleben, gibt sich der Verlag zum 65. Geburtstag jugendlich aufmüpfig.