Die deutsche Corona-Aktion #allesdichtmachen sorgte für feuerrote Köpfe. Manche der beteiligen Schauspieler zogen ihre satirischen Videos zurück, andere hielten an ihren bissigen Kommentaren zur Corona-Politik fest.
Eine mittlere Tonlage schlägt nun «Tatort»-Schauspieler Jan Josef Liefers an, der sich ebenfalls mit einem Video an der Aktion beteiligt hatte.
«Ich will die Form dieser Kampagne gar nicht so verbissen verteidigen», erklärte Liefers gegenüber der Wochenzeitung «Die Zeit». «Mir ist total klar, dass man sie vollkommen daneben finden kann. Aber eins lässt sich auch nicht von der Hand weisen: Irgendeinen neuralgischen Punkt haben wir berührt.»
Der TV-Kommissär verpasst es nicht, den Bogen zu seiner Jugend in der SED-Diktatur zu schlagen: «Ich bin in der DDR gross geworden – ich bin damit aufgewachsen, dass es Wind von vorne gibt, wenn man sich zu Politik und Gesellschaft äussert. In der DDR wäre ich für so ein Video wahrscheinlich in den Knast gekommen. Aber auch das, was wir hier erleben, ist nicht schön», so Jan Josef Liefers weiter.
Heute erkläre nicht mehr der gute alte Klassenkampf die Welt, sondern heute gebe es einen «Bubble-Kampf» zwischen Angehörigen verschiedener Meinungsblasen.
«Und das Verrückte ist, dass Leute, die tief in solchen Bubbles sitzen, gar keinen Schimmer mehr von der Welt ihrer Nachbarbubble haben. Das führt zu einer nahezu totalitären Argumentation, bei der es ums Rechthaben, auch ums Zerstören des anderen Standpunkts geht.»
53 Schauspielerinnen und Schauspieler hatten letzte Woche unter dem Hashtag #allesdichtmachen zum Teil bitterböse Videoclips zum Corona-Regime der Bundesregierung veröffentlicht. In einem Video wurde zum Beispiel die rigorose Schliessung aller Lebensmittelgeschäfte gefordert, in einem anderen bekamen die Medien ihr Fett weg.
Die Kritik liess nicht lange auf sich warten. Die Notfallmedizinerin Carola Holzner hat eine Gegenkampagne «Alle mal ne Schicht machen» gestartet: eine Aufforderung, sich in ihrer Klinik auf der Intensivstation anzuschauen, wie die Mediziner und Pflegekräfte dort arbeiten.
«Ich habe mich schon angemeldet», sagt Liefers nun.