Content:

Dienstag
23.04.2002

Die Schliessung des Fernsehsenders «TV3» hat ein Loch in die Kasse der Tamedia AG gerissen. Der Medienkonzern musste 2001 einen Verlust von 11,8 Mio. Franken hinnehmen, rechnet für 2002 aber wieder mit einem Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe. Der Umsatz des Zürcher Medienhauses sank gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent auf 756,1 Mio. Franken. Der Betriebsgewinn nach Abschreibungen ging um knapp 51,6 Prozent auf 79 Mio. Franken zurück, wie die Konzernleitung am Dienstag vor den Medien sagte.

Tiefe Spuren hinterlassen hat das Fernsehabenteuer «TV3»: es schlägt samt Schliessungkosten mit total rund 55 Mio. Franken in der Jahresrechnung zu Buche. Probleme für die Tamedia aber auch im angestammten Printbereich: Gegenüber dem Vorjahr gingen die Inserateeinnahmen um über 12 Prozent zurück. Besonders hart getroffen hat es das Flaggschiff «Tages-Anzeiger» mit einem Minus von 14,3 Prozent. Massiv mit je 19,5 Prozent ist vor allem der Einbruch bei den Stellen- und den Immobilieninseraten. Insgesamt reduzierte sich der Umsatz im Printbereich um 9,2 Prozent auf 647,3 Mio. Franken. Hingegen stiegen die Umsätze bei den elektronischen Medien wie etwa den erst im letzten Jahr dazugekauften «TeleZüri» und «Radio 24».

Ein weiterer Grund für den negative Abschluss sind Verluste im Online-Geschäft. Die grossen Erwartungen hätten sich zwar nicht erfüllt, dennoch habe das Internet Entwicklungspotenzial und soll künftig vermehrt im Verbund mit den Printprodukten genutzt werden, meinte Verwaltungsratspräsident Hans Heinrich Coninx trotz allem. Die Multimediastregie von Tamedia sei mit der Pleite von «TV3» und den Verlusten im Online-Geschäft nicht grundsätzlich in Frage gestellt worden, allerdings habe man sie neu definieren müssen.

Laut Konzernchef Michel Favre dürfte sich das Anzeigengeschäft in den folgenden Monaten weiter reduzieren, bei den Stelleninseraten gar um bis zu 40 Prozent. Spürbar sind auch die neuen Konkurrenten auf dem Medienmarkt Zürich. Die Pendlerzeitungen haben dem «Tages-Anzeiger» einen Auflagerückgang beschert. Und die «NZZ am Sonntag» hat die Kioskverkäufe der «SonntagsZeitung» in den letzten Wochen um zehn Prozent einbrechen lassen. Mitterweile habe sich die Auflage aber auf tieferem Niveau stabilisiert. Mehr dazu: Tamedia: Betriebsertrag um 8 Prozent gesunken und Tamedia erreicht Gewinnziel nicht